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Hier werden Aufrufe, Neuigkeiten, Kommentare und Artikel, Zusendungen und Berichte gesammelt

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„Geldprobleme? Fragen Sie ihre Bank!“ – Soli-Demonstration für Lisa & Thomas! publiziert auf de.indymedia am 4.5.

Wir begrüßen den Aufruf zu einer unangemeldeten Soli-Demonstration am 12.05.2018 in Berlin und möchten diese mit einem weiteren Aufruf unterstützen. Thomas wurde zu 16 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt, nachdem er 1996 bei einem Banküberfall festgenommen wurde. Lisa wurde am 7. Juni 2017 zu 7 ½ Jahren Haft verurteilt. Der Vorwurf: Überfall auf eine Filiale der katholischen Pax Bank in Aachen.

„Politik kostet Geld – militante Politik kostet mehr Geld!“

Die Beschaffung von Geld für den politischen Kampf war schon immer eine der wichtigsten Punkte revolutionärer Gruppen. Dies war notwendig um Aktionen zu finanzieren, Propaganda herzustellen und die Freunde / Familie von Gefangenen zu unterstützen. Von der Bonnot-Bande über die Nachtarbeiter um Alexandre Jacob bis zu der Bewegung 2. Juni oder der Roten Armee Fraktion, griffen alle Gruppen auf dieses Mittel zurück. Die sogenannten Enteigungen richteten sich oft gegen Geldinstitute aber auch gegen bspw. geistliche Institutionen, Teile der Bourgoesie oder Firmen und deren Inhaber*innen.

Bei dieser Form der „Kapitalbeschaffung“ handelt es sich bei weitem um kein Alleinstellungsmerkmal von linken Revolutionär*innen. Vielmehr muss der Akt der Enteigung in all seinen Facetten als Resultat des kapitalistischen Normalzustands gesehen werden, der vielen Menschen keine andere Möglichkeit lässt. Der immer größer werdende Unterschied zwischen prekär lebenden und Bonzen, wird dies in Zukunft weiter verschärfen. Dass die Anzahl an Überfällen von Jahr zu Jahr sinkt, ist wohl mehr dem Ausbau des Polizeistaates und der generell steigenden Überwachung des öffentlichen Raums zuzuschreiben, als einer gestiegenen sozialen Gerechtigkeit. Die Sehnsucht auf ein dickes Portmonaine, wird tagtäglich von allen Werbeplätzen dieser Welt propagiert. Wir sind uns daher sicher, dass Menschen die auch mit zwei oder drei Jobs kaum ihre Miete bezahlen können oder eine mickrige Rente vom „Sozialstaat“ erhalten, eine klammheimliche Freude verspüren, wenn Sie von einem gelungenen Banküberfall lesen.

„Auf zu neuen Taten, das Vaterland verraten!“

Wir finden den Schritt diese Demonstration nicht anzumelden richtig und mutig. Es wäre politisch fragwürdig, die Bullen zu fragen wo und wann wir unsere Solidarität mit Staatsfeind*innen zeigen dürfen. Aber natürlich sehen wir das Problem der eingeschränkten partizipation an dieser Demo. Für viele Leute wird es schlichtweg, aus verschiedensten Gründen, nicht möglich oder sehr gefährlich sein an dieser teilzunehmen. Der Staat wird es niemals zulassen unangemeldete Demonstrationen zu akzeptieren. Daher bleibt uns nur ein Spagat zwischen Anmelden um so möglichst allen Menschen eine beteiligung zu ermöglichen und dem nicht vorher angekündigten Kampf um die Straße bei dem durch geschick und Überraschungsmomente die technische Übermacht der Bullen kurzzeitig besiegt werden kann.

Beides erscheint uns als wichtig und notwendig. Dass zur Zeit das eine besser funktioniert als das Andere liegt an unserer Organisierungsschwäche und dem fehlenden Selbstbewusstein. Somit ist jeder Versuch ob erfolgreich oder nicht, ein Erfahrungswert der kollektiv analysiert und bei der nächsten nicht angemeldeten Demonstration in der Vorbereitung und Umsetzung integriert werden muss. Nur so lernen wir kollektiv aus Fehlern und Erfolgen. Dies kann aber nur funktionieren, wenn alle beteiligten Initiative ergreifen und vorbereitet sind. Sprich, sich das Gebiet vorher anschauen, mögliche An- und Fluchtwege kennen und sich als aktiver Teil während der Demonstration begreifen.

Nehmen wir uns das was uns gehört! 12.05.2018 | 18 Uhr | Herrfuthplatz

Antifaschistische Koordination 36 | Mai 2018

 

Demo (ohne Anmeldung) für Tamara Sol publiziert auf de.indymedia am 3.5.

Wenn der Aufruf zu einer unangemeldeten Demo für Lisa und Thomas am 12. Mai in Neukölln die logische Konsequenz aus einer Diskussion ist, die auf die Befreiung von anerzogenen Reflexen wie Angst, Gehorsam, Vereinzelung und Ohnmacht hinausläuft und sich dafür auf zwei Gefangene bezieht, die nicht in die juristischen Schubladen der „resozialisierbaren Delinquenten“ passen, soll auch von Tamara Sol gesprochen werden.

Tamara Sol wurde für Schüsse auf einen Sicherheitsangestellten einer Bank in Santiago verurteilt, ihr Motiv war Vergeltung für die Ermordung von Sebastian Oversluij durch einen dieser Söldner des Kapitals.

Im Januar wurde Tamara Sol bei einem Fluchtversuch aus einer Haftanstalt in Valparaíso schwer verletzt und sie befindet sich momentan in einem Hochsicherheitstrakt in Santiago. Tamara Sol hat sich sowohl der traditionellen Rolle, die der extrem patriarchale chilenische Staat für Frauen vorsieht verweigert, wie sie sich auch jeder Victimisierung entzieht, die der Staat als einzige Alternative zur Auslöschung, den Anarchist*innen und Revoltierenden anbietet.

Dafür gehört ihr unsere Solidarität, die am 12. Mai unangemeldet demonstriert werden soll. Die möglichen Tonfa-Schläge, von üblicherweise mit billigem Speed aufgeputschten Berliner Bereitschaftsbullen, werden uns davon nicht abhalten.

Solidarität mit dem Widerstand in Chile – Freiheit für alle Kämpfer*innen und Lumpen!

12. Mai 2018 – 18 Uhr – Herrfurthplatz BLN Neukölln

Anarchistische Initiative gegen den Gehorsam

 

Verdrängung, Ausbeutung, Überwachung: Start-Up-City angegriffen – Kämpfe verbinden publiziert auf de.indy

Gentrifizierung und steigende Mieten sind in Berlin leider schon lange bekannt, schlechte Arbeitsverhältnisse erst recht. Relativ neu sind hingegen Start-Ups, Co-Working Spaces und Technologie Parks, die das Ganze auf die Spitze treiben. Darum haben wir einigen von ihnen einen Besuch abgestattet: der Factory Mitte, dem Technologiepark Humboldthain und dem geplanten Google-Campus in Kreuzberg.

Gentrifizierung und steigende Mieten sind in Berlin leider schon lange bekannt, schlechte Arbeitsverhältnisse erst recht. Relativ neu sind hingegen Start-Ups, Co-Working Spaces und Technologie Parks, die das Ganze auf die Spitze treiben. Darum haben wir einigen von ihnen einen Besuch abgestattet: der Factory Mitte, dem Technologiepark Humboldthain und dem geplanten Google-Campus in Kreuzberg.

Die politisch beförderte Ansiedlung von Start-Ups und Co-Working Spaces in unterschiedlichen Kiezen in Berlin zieht die Schrauben von Aufwertung und Verdrängung in der unternehmerischen Stadt weiter an. Größere Co-Working Areale wie die von Factory wirken als Motor der Gentrifizierung. Steigende Preise für Gewerbeflächen in der Umgebung verdrängen soziale Träger und Kleingewerbe, entziehen den Betreiber*innen die ohnehin prekäre Geschäftsgrundlage. Das Beteiligungsunternehmen Rocket-Internet SE beispielsweise, wozu auch Zalando gehört, kaufte die Ufer-Hallen im Wedding, um diese mittelfristig für Start-Ups herzurichten. Die dort arbeitenden Künstler*innen und ihre Ateliers werden weichen müssen. Eine weitere Welle der kapitalistischen Standortaufwertung ist die Nachhut der Start-Ups. Sie lässt unsere Kieze zu Kulissen für die Mehrwertgenerierung veröden. Kein Platz mehr für die, die nicht ins Bild der reichen und geleckten Stadt passen.

In der Start-Up-City haben auch Mieter*innen nichts zu lachen. Mietwohnungen werden zu hochpreisigen, möblierten Apartments mit temporären Mietverträgen aufgewertet: Neuer Wohnraum für die hyperflexible Arbeiter*innenschaft der Tech-Branche, die Berlin so umgarnt. Durch die stetige Neuvermietung lassen sich rasant wachsende Profite erzielen. Unternehmen wie „wunderflats“ bieten Wohnungseigentümer*innen den Service, ihre Wohnungen zu möblierten Luxusapartments herzurichten. Anschließend mieten Unternehmen diese für ihre Angestellten, die auf dem Berliner Wohnungsmarkt sonst keine Wohnungen finden. Ehemals günstiger Wohnraum wird so zur Luxusware. Start-Ups, die zu größeren Unternehmen herangewachsen sind, steigen selbst in den Immobilienmarkt ein. Zalando kaufte Wohnungen am Boxhagener Platz, schmiss die alten Mieter*innen raus und hält diese nun zu Höchstpreisen für ihre Mitarbeiter*innenschaft vor.

Umstrukturiert wird die Stadt auch durch die neuen Arbeitsverhältnisse, die mit dem stetig wachsenden Start-Up Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnen. So locken Start-Ups auf der einen Seite die oben genannte hyperflexible neue Mittelklasse in Stadtteile, in denen dadurch Aufwertungsprozesse angetrieben werden und produziert auf der anderen Seite neue Formen der Prekarität. Die Spanne reicht dabei von vielen extrem miserabel bezahlten Clickworker*innen bis zu wenigen, die sich durch diese Arbeit zwar vieles leisten können, aber denen mit 35 das erste Burnout blüht. Auf sie wartet die völlige Verschmelzung von Lohnarbeit und Leben. Start-Ups verkaufen ökonomische Zwänge als Lifestyle, der Freiheit und Selbstbestimmung verspricht, im Kern aber auf eine noch stärkere (Selbst)- Ausbeutung hinausläuft. Vermeidlich leichte Aufstiegschancen und flache Unternehmenshierarchien sollen eine völlige Identifikation der Arbeitenden mit ihren Bossen und den Zwängen der Lohnarbeit sicherstellen. Immer mehr Menschen werden, z.B durch Versprechen selbstbestimmter Arbeitszeiten, in schlecht bezahlte Jobs gelockt und dann etwa als Essensauslieferer*innen bei Deliveroo und Co ausgebeutet. Versuche der gewerkschaftlichen Organisierung werden mit allen Mitteln bekämpft. Durch smarte Technik wird jeder Schritt oder Klick der Arbeiter*innen überwacht. Jeder Gang zum Klo, jede Sekunde unproduktiven Bummelns wird registriert. In immer mehr Unternehmen geben Algorithmen den Ausbeutungstakt vor, kleinste Abweichung vom Terror der Leistungsnorm müssen in Feedback-Gesprächen erklärt werden oder führen direkt zur Abmahnung.

In ihrer Vision einer Stadt der Zukunft treffen sich große Player wie Google mit vielen Start-Ups aus der Technologie-Branche und Offiziellen aus der Stadtverwaltung. „Smart City“ ist das Schlagwort. Die Stadt soll mithilfe neuer Technologien „intelligenter“ und effizienter werden. Dafür soll etwa die Infrastruktur so vernetzt und Datenströme so nutzbar gemacht werden, dass der öffentliche Raum durchgängig analysiert und gesteuert werden kann. Dass dies als Konsequenz eine Stadt schafft, in der Technik keine Befreiung von Zwängen bedeutet, sondern sie Mittel zu Überwachung und Kontrolle darstellt, ist absehbar. In Kombination mit den Möglichkeiten, die den Repressionsbehörden schon jetzt zur Verfügung stehen, wie etwa der neuerdings am Südkreuz angebrachten Kameras mit Gesichtserkennungssoftware, eine düstere Vorstellung.

Das massenhafte Auftauchen der Start-Ups ist kein Zufall sondern verweist auf die andauernde kapitalistische Verwertungskrise. Überschüssiges Kapital, das keine anderen rentablen Anlage-Möglichkeiten findet, wird als Risikoinvestion in Start-Ups gepumpt mit der Hoffnung, weitere Bereiche unseres Lebens für die Profitgenerierung zu erschließen. Anstatt endlich mit dem schönen Leben für alle anzufangen werden uns nutzloser Schrott und Lifestyle-Apps als Innovation verkauft. Doch gegen diese Entwicklung regt sich Widerstand. Der deutschen Start-up-Verband zeigte sich gegenüber der Morgenpost besorgt über sich entwickelnde Kämpfe gegen weitere Ansiedlungen von Start-Ups und neue Standorte von Google und Zalando in Kreuzberg und Friedrichshain (https://www.morgenpost.de/berlin/article214033549/Start-ups-in-Berlin-Se…).

Wir wollen den Widerstand gegen die Start-Up-City über das gesamte Stadtgebiet ausweiten. Deswegen haben wir …

1.) … bei der Factory Mitte Farbe und Glasbruch hinterlassen, einem Co-Working Space und Start-Up Standort der unter anderem mit seinem neuen Ableger am Görlitzer Park ein aktiver Verdrängungsakteur ist. (vgl.https://de.indymedia.org/node/15021)

2.) … im Wedding in der Nacht zum 26. April ein Objekt der GSG markiert.

Die Gewerbesiedlungsgesellschaft (GSG), die ursprünglich dafür gegründet wurde, Gewerbeflächen zu niedrigen Preisen zu vermieten, ist seit 2007 privatisiert und gehört zu Großteilen international agierenden Konzernen. Seitdem steigen die Mieten rasant. Was die GSG davon hält, dass dabei vom sozialen Projekt bis zum mittelständischen Unternehmen niemand mit diesen Mieten mithalten kann, bringt Sebastian Blecke, der Operative Geschäftsführer der GSG, in einem Interview mit dem rbb auf den Punkt: „Ein Start-up hat natürlich keine Zeit, sich mit dem Kiez und den Problemen der Bevölkerung hier zu beschäftigen.“

Im „Zukunftsort Technologiepark Humboldthain“ (TPH) wird nicht nur munter verdrängt, sondern auch aktiv an einer bonzengerechten Umgestaltung der Stadt getüftelt: Laut offizieller Internetseite ist der TPH ein wichtiger Vernetzungsort für Firmen „der klassischen Spitzentechnologie“ und ein wichtiger Knotenpunkt für innovative Ideen für eine zukünftige „Smart City“ Berlin.

Welche Akteur_innen hier „networken“ und welcher Art ihre „innovativen Ideen“ sind, wird bei einem näheren Blick auf Team und Partner schnell klar: Andreas Thisen, stellvertretender Vorsitzender des TPH, steht auf der Gehaltsliste von SPECS Surface Nano Analysis, einem Unternehmen, das unter anderem im Bereich der Nanotechnologie sein Unwesen treibt. Nanotechnologie wird kaum reguliert und findet verstärkt in der Kriegsindustrie Anwendung: „Zu den mehr als 20 militärischen Anwendungsfeldern zählen neue Werkstoffe für zerstörerischere Geschosse oder leichtere Kampfjets, Manipulationen an den Körpern von Soldaten oder neuartige Biowaffen“, meint Physiker Jürgen Altmann.

Zu den Partnern des TPH zählen unter anderem omni:us, die Deutsche Bank und IBM.

Omni:us produziert Software zur Automatisierung von Firmen-Kund_innen-Kontakt, überwiegend für Versicherungen.

Die Deutsche Bank ist allseits für ihre Rolle in der Immobilienkrise und bei Lebensmittelspekulation verhasst. Außerdem tragen ihre Investitionen in Bergbauunternehmen, Palmölproduzenten und die Braunkohleindustrie, sowie ihre Beteiligung an der Dakota Access Pipeline, massiv zur Zerstörung der Umwelt bei. Aktuell gipfelt ihre lebensverachtende Profitgier in der Mitfinanzierung des Leopard II-Panzers, mit dem die Türkische Armee in Afrin mordet.

IBM produziert nicht nur Open-Source-Produkte und Konsolenhardware, sondern forscht auch zu so charmanten Tools wie dem „Internet der Dinge“ und der Analyse riesiger Datenmengen, teils durch „Cloud-Computing“. IBM produziert außerdem Software zu militärischen Zwecken und ist Vertragspartner der US-Armee und der Bundeswehr.

3.) … die Fassade des geplanten Google-Campus mit Farbe eingedeckt und in der Umgebung Botschaften des Widerstands hinterlassen.

Google ist Hauptakteur bei der Transformierung kapitalistischer Herrschaftsverhältnisse hin zu totaler Kontrolle. Mit ca. 160 Mrd USD Jahresumsatz drängt Google/Alphabet zugleich zu neuen Geschäftsfeldern wie z.B. Smart-City-Projekten inklusive Immobilieninvestitionen.

Steigende Mieten und den kapitalistischen Immobilienmarkt gab es schon vor Google – wir brauchen kein Mini-Sillicon-Valley in Berlin. Dem Versuch diesen Google-Campus in X-Berg zu etablieren, muss also mit kreativem Widerstand begegnet werden.

Unser Hass und unsere Wut gelten all diesen Gewalttäter_innen, die sich ein goldenes Näschen verdienen mit der Verdrängung und Ermordung von Menschen, sowie der Digitalisierung und Automatisierung von Ausbeutung und Krieg.

Die wachsende Protestbewegung gegen den Mietenwahnsinn (u.a. mit der Massendemonstration am 14. April in Berlin), die vielfältigen Kämpfe gegen den kapitalistischen Ausverkauf der Stadt und für unsere Freiräume machen uns etwas Hoffnung in diesen düsteren Zeiten. Wir müssen diese Kämpfe verbinden und zuspitzen, uns gegenseitig kennenlernen und unterstützen. Die Maisteine Aktionstage (https://maisteine.blackblogs.org/), die Organize Aktionswoche vor der Walpurgisnacht-Demo im Wedding ( https://organizeberlin.blogsport.eu) die Chaos- und Diskussionstage ( https://gegenstadt.blackblogs.org/) oder die #besetzen Kampagne (https://besetzen.noblogs.org/) bieten dafür vielfältige Möglichkeiten.

Autonome Gruppen

Der Indy Artikel enthält zwei Fotos der markierten Fassaden im Anhang

 

„Achtung: Auf diesem Gebiet besteht die Gefahr von Solidarität!“publiziert auf de.indy

Eine kurze stadtpolitische Reflexion zur Verhaftung zweier Bewohner* der Rigaerstraße 94 im Zusammenhang mit dem Konstrukt des Gefahrengebiets.

Mehr Infos auf: https://besetzen.noblogs.org

Als #besetzen haben wir grundsätzliche Sympathie für jede Form der Aneignung von Häusern, Plätzen, Parks usw. Denn sie gehören in die Hand der Bewohner*innen, jenen, die sie nutzen oder die sie brauchen. Ein solcher Ort ist auch die Rigaer94 mit dem sich immer mehr öffnenden Szeneraum „Kadterschmiede“. Seit der Besetzung 1990 wurde das Haus, seine Bewohner*innen und die „Schmiede“ auf vielfältige Weise angegriffen. Insbesondere das Zwangsräumen ist als Angriffsform beliebt. Kriminalisierung, Belagerung, psychischer und physischer Terror durch die Staatsgewalt sind die Mittel, die leider zur Geschichte dieses Hauses gehören, wie die Hausnummer selbst. Durch das von PDS (heute die Linke) und SPD eingeführte ASOG (Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz) wurde einiges an Staatsgewalt von Legislative der Exekutive übergeben. Dies erleichterte beispielsweise die brutalen Razzien im Januar 2016 und die damit einhergehenden Schikanen (siehe Video).

#Rigaer94 – Die Geister, die ihr rieft! from <a href="https://vimeo.com/leftreport"left report on Vimeo.

Bestimmend ist aber etwas, dass nicht nur die Rigaerstraße als rebellischen Kiez betrifft: das Konstrukt des Gefahrengebiets. Auf St. Pauli, am Leopoldplatz im Wedding oder am Hermannplatz in Neukölln darf hierdurch ohne bestimmten Grund jede*r kontrolliert werden. Das geschulte Auge eines jeden Bullen erkennt die Störenfriede, so der Gedanke. Betroffen sind vor allem Schwarze und POC, Arme, Drogenkonsument*innen aber auch diejenigen mit subkulturellen Codes oder Menschen, denen das Bullauge „Szenezugehörigkeit“ attestiert. 24/7 Überwachung durch Kameras und ständig anwesende Bullen gehören hier zur ekelhaften Normalität. Ziel ist die Säuberung der Stadt von Menschen, die nicht vom Kapitalismus profitieren (wollen) und dadurch die kaufkräftigere Kundschaft von hier fernhalten. Diese fühlt sich nun mal unsicher, wenn Bettler*innen, Trinker*innen und Demos sie beim shoppen oder „wohnen“ stören. Mehr zur politischen Einordnung des Gefahrengebiets kann man übrigens hier nachlesen.

Die Festnahme von Isa und Michał am 24.03.2018 ist Teil der gleichen Logik, die dem Konstrukt des „Gefahrengebiets“ entspringt. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter, sie will nicht nur die Säuberung von jenen, die Kaufkraft fernhalten, sondern auch diejenigen warnen, die ihre Solidarität für den rebellischen Nordkiez haben. Isa ist ein Nachbar des Hausprojekts im Hinterhaus. Spätestens durch die Belagerung, mit einhergehenden illegalen Räumung der Kadterschmiede im Sommer 2016 wurde jedoch das gesamte Haus zu einem Projekt. Es zählte nicht mehr, ob man linksradikal war, einen neuen regulären Mietvertrag hat oder die besetzten Räume im Hinterhaus nutzt. Es zählte der Zusammenhalt gegen die Gewalt des Staates und gegen die Verdrängung von finanziell schwächeren Kiezbewohner*innen. Der gemeinsame Feind hat alle – auch über die Zeit der Belagerung hinaus – miteinander verbunden. Alle Hausbewohner*innen waren sich im Klaren darüber: Diese Hölle, diese Machtlosigkeit gegenüber Securities und Bullen will keiner mehr erleben. Das Tor von der Straße zu allen Wohnungen und dem Hinterhof dieses Hauses wurde mit zusätzlichen Wänden gesichert um bei etwaigen Angriffen mehr Zeit zu gewinnen und nachts besser schlafen zu können.

Die Festnahme Isas und der angekündigte Abriss der neuen Tür sind eine klare Ansage des politischen Akteurs Polizei: „Ihr, die ihr rebellisch seid und ihr, die ihr solidarisch mit den Aufständigen seid, ihr sollt nicht ruhig schlafen.“ Der politische Angriff ist einer der härtesten seit dem Sommer 2016. Das Einknasten eines Vaters und Ehemanns, der schon einen Tag vor der Festnahme von einer Einsatzhundertschaft auf die laufenden Ermittlungen angesprochen wurde wegen Fluchtgefahrs einzuknasten, ist ein Angriff auf das Konzept der solidarischen Stadt. Isa wurde nicht zum Verhängnis, dass er seine Frau und seinen Hund beschützte, sondern seine Solidarität. Diese Einschüchterung darf nicht hingenommen werden. Vielmehr müssen wir uns enger zusammenstellen. In unseren Häusern, Kiezen, ob in Gefahrengebieten oder der U-Bahn. Bevor die Staatsgewalt kommt, sollten wir anstreben uns gegenseitig zu helfen. Solidarität mit jenen zu üben, die ein Leben ohne Verwertungszwang erkämpfen wollen und aus jedem einzelnen Kiez ein Gefahrengebiet machen. Ein Gefahrengebiet, in dem nicht die körperliche Unversehrtheit seiner Bewohner*innen auf dem Spiel steht, sondern das „Recht des Reicheren“ und die falsche Freiheit dieses (Knast-)Systems.

Mit dem angekündigten Rückbau des neuen Tors, der bereits seit einigen Monaten von Eike Geisel medial thematisiert wurde und der Verhaftung der zwei Nachbar*innen passiert etwas, dass wir aus jedem anderen Gefahrengebiet kennen. Keine*r soll sich der staatlichen Gewalt entziehen. „Wo kämen wir denn hin, wenn nachbarschaftliche Solidarität dazu führte Bullenrazzien zu verhindern?“ (Wie es auch in Hamburg versucht wird.) Gewalt ist in dieser Logik, die den Ausnahmezustand herbeiredet (wie wir ihn herbeisehnen) nur dann angemessen, wenn sie vom Staate ausgeht. Sich ihr zu entziehen, ist schon Hochverrat. Undzwar eine*r, den wir sympathisch finden. Weshalb wir uns freuen in ganz Berlin und im Nordkiez vom 10.-13.5. mit Chaot*innen und Hochverräter*innen zu diskutieren und noch viel mehr…

Für mehr Nachbar*innen wie Isa und Michał ! Für ihre Freiheit!

Mehr Infos:

Zur Vorgeschichte der Razzia:

https://de.indymedia.org/node/19255

https://de.indymedia.org/node/19310

Zur Razzia:

https://de.indymedia.org/node/19451

Solidaritätsaktion der R94 mit den Gefangenen in Moabit:

https://de.indymedia.org/node/20161

Ausnahmezustand & Gefahrengebiet:

spektakel.blogsport.de/broschur/broschur-5/olga-montseny-polizei-…

Zum Prinzip der „gegenseitigen Hilfe“:

 

Arrests spark resistance publiziert auf brussel indymedia und actforfree auf englisch


Three weeks ago the current reinforcement of the siege of Berlin-Friedrichshain’s Nordkiez culminated in yet another crazy raid in Rigaer Str. 94, at the center of the so called „danger zone“. Two residents were imprisoned. The riot police is nearly 24/7 stationed in front of the squat and they make checkpoints in different streets. Undercover cops try to infiltrate the area.

At approximately 8 o’clock in the morning on 29th March 2018 our dear friend Isa was assaulted and arrested by special forces. 350 pigs were luring around the neighbourhood and waiting for him to be alone, walking his dog, Raf. Only then they dared to approach him. They ripped off his keys and entered Rigaer94 to raid his home. Dozens of pigs supported with ballistic shields and backed up by helicopter entered his flat, seeking to humiliate his teenage daughters, who, too, rank very high on the pigs’ personal lists of enemies of the law and order. Isa is accused of selfdefence against a drunken idiot, which attacked his family with a bottle and ended in hospital. He is also accused to have used pepperspray against a mad pig, which tried to enter the door of Rigaer94.
After two long years of round the clock siege, this is the most recent climax of escalation and police terror in our Kiez. The answer won’t be violent enough.
In the course of the action another resident of Rigaer94, Michal, was arrested. They both are kept imprisoned in JVA Moabit. Since eight month in prison is Nero, sentenced for attacking a helicopter with a laserpointer.

Resistance

Two nights before this raid, a van of riot police was attacked with stones at Dorfplatz [crossroad Rigaer with Liebig Street].
On March 30, a police van was hit by a stone on the same spot.
April 2, two riot police vans had to flee on the same spot after 30 stones were raining from a roof on them.
April 3, a patrol car was hit by a single stone in Rigaer Street. Authorities announced that 3 officers from this car went to hospital because they inhaled splinters of glass.
April 11, another patrol car was ambushed with stones from a bridge, 2 pigs went of duty because of shock.
Last week an open assembly on Dorfplatz was discussing the situation with the neigbourhood.
Now police is in high alert, waiting for the discussion- and chaosdays and a courtdate in May.
Every kind of solidarity action is welcome.

 

Für einen Frühling der Rebellion publiziert auf rigaer94.squat.net und de.indy

Die Rigaer94 ist wieder akut räumungsbedroht. Wir rufen euch auf, den TagX mit uns vorzubereiten. Die Hausverwaltung hat angekündigt im Haus mit Gewalt einzubrechen, wenn die Türen zur Straße nicht bis zum 18. April ausgebaut wurden. Am 14. Mai ist Räumungsverhandlung für die Kadterschmiede. Derzeit sitzen 3 Personen im Zusammenhang mit dem Kampf der Rigaer Straße in Haft. Die kommenden Aktionstage sind gute Gelegenheiten, die Herausforderung zu erwidern. Ein aktueller Bericht und Aufruf zur Verschwörung gegen den Staat.

Während in Kurdistan unsre Freund_innen fallen und hunderte von Menschen ermordet werden, im Mittelmeer Boote von der Seenotrettung abgehalten werden, ganze Länder unter Notstandsgesetze versetzt werden, fährt der Versuch, eine Fassade des sozialen Friedens zu bewahren, hier weiter Erfolge ein. Diesen sozialen Frieden, der auf einem Gesellschaftsvertrag ruht, der von dieser Unterdrückung und Ausgrenzung lebt und sie braucht, gilt es anzugreifen. Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln. Sei es die kapitalistische Stadtpolitik, die Ausbeutung und Verwertung von allem das lebt und sich nicht genug wehrt, die Eingliederung jeden Protests und jeder Subkultur in den Kapitalismus, das Knast und Psychatriesystem.

Berlin ist seit langem ein Kristallisationspunkt des Kampfes um einen Wohnplatz und das simple Überleben, von den Armengärten über Barrackia, von Besetzungen des dem Abriss gewidmeten Berlins zur Wende bis zur erfolgenden Reurbanisierung seis mit hipper Aufwertung oder dann der Beruhigung und Befriedung der nun doch zu chaotischen und lauten Kieze, der Bebauung der letzten Brachen inklusive der Vertreibung von Marginalisierten, die auf ihnen Lücken im Asphalt der kapitalistischen Stadt fanden (zB. Bambiland), Ferienwohnungen und AirBnB (wenn die Mietpreise nicht schnell genug in die Höhe zu treiben sind), Luxusneubauten und Entmietung zugunsten der Spekulanten (siehe Padovic und CG-Gruppe). Der Kampf gegen diese Logik ist kein alleinstehender Teilbereichskampf.

Dieser Stadt der Reichen sind wir ein Dorn im Auge. Nachdem sich Henkel daran ausgestochen hatte, war es im Kiez eine kurze Zeit lang etwas ruhiger geworden. Nach den Angriffen im letzten Jahr auf Veranstaltungen ums Haus und gelegentliche Menschenansammlungen, den Drohbriefen vom Dezember und einem nur sporadischen Aufschlagen der Cops über den Winter, hat sich ihre Präsenz und ihr Auftreten in den letzten Monaten immer weiter gesteigert. Die willkürlichen Kontrollen kamen zurück, Zivis haben den Kiez bestreift und bevor im letzten Monat de facto wieder eine 24h Bullenpräsenz vor unserer Tür oder in den Straßen um den Block aufgefahren wurde, konnte Mensch selten vor die Tür ohne das gleich darauf eine Streife auffuhr. Vor nun fast zwei Wochen wurden mit einem Großaufgebot zwei Freunde im Vorderhaus festgenommen und eine Wohnung gerazzt.

Schon vor diesem Auftritt war klar, dass die Angriffe auf unsere Projekte und die Bewegungsfreiheit im Kiez beantwortet werden müssen. Natürlich halten wir für jeden Angriff am dezentralen Tag X Konzept fest, doch auf das stetige vorsichtige Vorgehen und die Zermürbungstaktik braucht es auch eine anhaltende Antwort. Eine Antwort, die nicht auf die Feststellung warten kann, dass die Kadterschmiede geräumt wurde oder die Bullen in allen Wohnungen stehen.

Der Stadt der Reichen versuchen wir seit geraumer Zeit auch mit der Idee des solidarischen Kiezes entgegenzutreten und so ein Ideal von Selbstverwaltung, Miteinander und gegenseitiger Unterstützung zu verbreiten. Seit einigen Wochen gibt es zusätzlich zu den Voküs die solidarische Bäckerei Schwarzbrot, die es ermöglicht, im Kiez auf Spendenbasis Brot zu beziehen. Zwei mal in der Woche gibt es an der Türe frisches Weißbrot und Vollkorn-Sauerteigbrot. Für uns ist das nicht zuletzt auch ein Versuch, im Herzen der Gentrifizierung und der Gleichschaltung Raum für Menschen, die verfolgt und unterdrückt werden zu schaffen, als auch unsere Ideen und Überzeugungen zu verbreiten.

Wir brauchen nicht auf Proudhon zu blicken, um zu erkennen wie wichtig die Institution des Eigentums für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung und der Ungleichheit ist.

Dies ist mein, bei mir, jeder für sich – Divide et impera

Wenn wir von “unserem” Haus sprechen, weil wir darin leben, wir uns auf seine Umgebung und Geschichte beziehen, weil wir ihn als Anknüpfpunkt für unsere Kämpfe gewählt haben und unsere Liebe und Arbeit hineingeflossen sind – dann ist es eine Antwort auf die Behauptung einer fadenscheinigen Firma, einer Person, die sich irgendwo versteckt, einer Horde von Kettenhunden, nach Aufmerksamkeit schnappender Presse und vorgeblicher Justiz, die alle von sich geben, es gäbe einen Besitzanspruch auf diesen Boden, auf diese aufeinandergestapelten Steine und den Schrei dies sei nicht unser Haus.

„Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: dies ist mein und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ‚Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.“

Rousseau: Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen

(Wer glaubt durch Eigentum seine Souveränität und Freiheit sichern zu können stürzt sich in blinden Egoismus statt grundlegendere Fragen zu stellen und im Jetzt eine gesellschaftliche Veränderung für die Zukunft zu suchen.)

Lafone Investments Ltd, die Briefkastenfirma die als eingetragene Eigentümerin eine weitere Briefkastenfirma namens Pawel Kapica als Hausverwaltung vorausschickt, hat sich jetzt wieder zu Wort gemeldet. Aus Akten nach dem Räumungsversuch 2016 glauben wir zu wissen, dass die Hausverwaltung Pawel Kapica eine Scheinfirma der Belima Hausverwaltung aus Kreuzberg ist. In wie weit die Regierung derzeit in Kontakt mit ihr steht, wissen wir nicht.

An alle Mietparteien im Haus wurden durch Pawel Kapica Briefe mit der Aufforderung geschickt, die Türen der Tordurchfahrt zur Straße bis zum 18.April zu entfernen. Sie kündigen an, nach Ablauf der Frist die Türen selbst zu zerstören und drohen mit rechtlichen Schritten. Dies ist als Vorbereitung der Räumung durch den Innensenat zu sehen. Der Innensenator Geisel hat bereits mehrfach von sich gegeben, dass ihn die Türen stören. Sie garantieren uns die vollständige Selbstverwaltung durch effektiven Schutz vor dem Staat, der dafür da ist, die Interessen der Eigentümer mit Gewalt durchzusetzen. Das hat der Räumungsversuch 2016 eindrucksvoll bewiesen.

Dass das Haus nicht nur von uniformiertem Gesindel bedroht ist, sondern auch auf der Abschussliste von organisierten Nazis und anderen steht, wird vorab gerne ignoriert. Sollten die Türen von Bauarbeitern und Cops geklaut werden, wird dies sicher auch als Grund zur Hand genommen, um die selbstkreierte Bedrohung durch die fehlenden Türen zum Anlass zu nehmen, das Haus mit Cops oder privatem Sicherheitspersonal zu belagern.

In diesem Fall ist ein erneuter, langer Konflikt vorprogrammiert. Tritt eine Invasion ein, bitten wir unsere Freund_innen zu Hilfe. Da die Räumungsverhandlung für die Kadterschmiede am 14. Mai sowieso ansteht, rufen wir ab sofort eine heiße Phase der Verschwörung gegen den Staat aus. Mit der Mai-Steine-Kampagne und den Diskussions- und Chaostagen soll die Rebellion einen Frühling erleben. Organisiert euch, bildet Banden und baut den Widerstand von unten auf! Aber auch Nero, Isa und Michał sowie die anderen Gefangenen brauchen unsere andauernde und kämpferische Unterstützung.

In bitterer Feindschaft mit dem Bestehenden.

Auf einen heißen Sommer! In Rage, Rigaer94

 

Ein Kampf gegen Google, aber nicht nur…. publiziert auf Anarchistische Bibliothek und de.indy


…oder wie Kapitalismus, digitale Herrschaft, Alternativkultur und der geplante Start-up- Campus in Kreuzberg miteinander verknüpft sind.

Seit Google bekannt gegeben hat, dass sie in Berlin – Kreuzberg einen Start-up-Campus eröffnen wollen, gab es eine Fülle von Initiativen, die sich mit dem Technologiekonzern und was damit verbunden ist beschäftigt haben. Sprühereien, Plakate, Farbattacken, Veranstaltungen, Kundgebungen und Zeitungsprojekte zeugen davon, dass der Aufruf zum Kampf gegen Google auf offene Ohren gestoßen ist und in diesen Handlungen ein Echo fand. Genauso vielseitig wie die einzelnen Momente des bisherigen Widerstandes scheinen auch die AkteurInnen darin zu sein.

Von anarchistischer Seite kamen konkrete Vorstellungen welcher Mittel sich dieser Kampf bedienen könnte; ein informeller, selbst-organisierter und offensiver Kampf, ohne den Appell an Politik und jegliche Autorität[1]. Dieser Vorschlag bedeutet für uns die Notwendigkeit einer tiefergehenden Analyse der herrschenden Verhältnisse um ein weiterführendes, revolutionäres Projekt anhand dieses Kampfes zu diskutieren und in unsere Handlungen mit einfließen zu lassen. Es muss daher darum gehen die Verzahnung der digitalen Herrschaft und der fortdauernden Restrukturierung des Kapitalismus aufzuzeigen, um anhand dessen, die Dringlichkeit nach der Infragestellung des Bestehenden zu verstärken. Dabei gilt es anzuerkennen, dass Google zweifellos eine treibende Kraft in einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung ist, welche tief in unsere sozialen Beziehungen eingreift. Alleine deswegen ist es Wert sich ihm gegenüber in Stellung zu bringen. Letzten Endes aber ist dieser Konzern nur ein Beispiel von vielen aus dem Bereich der New Economy, die sich mit ihren technologischen Innovationen als Heilbringer aller Problemlösungen präsentieren, durch welche sich die kapitalistische Vorherrschaft noch weiter verfestigt. Deshalb scheint es angebracht, sich mit verschiedenen Aspekten dieses Kampfes zu beschäftigen, um Möglichkeiten zu skizzieren, wohin die Reise gehen könnte.

Die Bedingungen, die wir vorfinden

Die meisten von uns sehen sich verschiedensten ökonomischen Zwängen ausgesetzt. Lohnarbeit, Schule, Ausbildung, Jobcenter, Miete zahlen usw. sind alles Dinge, die uns das Leben schwer machen und direkt miteinander verknüpft sind. Die bestehende soziale Ordnung basiert auf der Trennung in Besitzende und Ausgebeutete und baut darauf auf uns in diesem Abhängigkeitsverhältnis zu halten. So soll garantiert werden das die Kapitalanhäufung und das stetige Wirtschaftswachstum gewährleistet sind. Diese Notwendigkeit und die Logik des grenzenlosen Wachstums bringt das System aber immer wieder an seine Grenzen, was gemeinhin als „Krise“ bezeichnet wird. Diese wiederkehrenden Phasen der negativ Entwicklung führen dazu , dass sich der Kapitalismus permanent neu erfinden muss, um so weitere Märkte zu erschließen.

Dabei wird es immer schwieriger, die Prozesse der kapitalistischen Transformation nachzuvollziehen und die Linie der Trennung zu identifizieren. War seit der Industrialisierung bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, diese Trennung der Klassen, in diejenigen die im Besitz der Produktionsmittel waren und denjenigen die gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verkaufen, noch weitestgehend offensichtlich, hat sich dies mit der Auslagerung großer Teile der Produktion in die Zweit- und Drittweltländer und der Erweiterung des Dienstleistungssektors, schrittweise verändert. Damit ging auch das Bewusstsein der ArbeiterInnenüber ihre Klassenzugehörigkeit und die darüber definierten Auseinandersetzungen zunehmend verloren. Die aktuelle Veränderung hin zu einer Informationsgesellschaft, und die Bestrebungen unter dem Titel Industrie 4.0, verstärken diese Tendenzen noch weiter. Mit der fortschreitenden Automatisierung von Produktionsprozessen durch Roboter, künstlicher Intelligenz und digitalen Systemen, sowie dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien geht ein weiterer grundlegender Wandel einher.

Dies hat die Zerstreuung auf dem Arbeitsmarkt und die Vereinzelung der Individuen zur Folge. Die klassische Vollzeitbeschäftigung wird immer seltener und durch Teilzeit-, Minijobs und (Schein-) Selbstständigkeit ersetzt. Die Firmen suchen sich ihre Lohnsklaven nach Bedarf und sparen so einen Haufen Geld und Ärger. Auf der dadurch erzwungenen Flexibilität der Prekären baut ein ganzer Wirtschaftszweig auf, innerhalb dessen die On-Demand-Unternehmen wie Uber, Deliveroo usw. die Inwertsetzung alltäglicher Dinge auf die Spitze treiben. Es geht um die ökonomische Erschließung aller Lebensbereiche, wobei den Start-Ups hier eine tragende Rolle zukommt. Gleichzeitig verstehen es die ideologischen Strategen und Geldgeber der Tech-Konzerne den ökonomischen Zwängen einen Lifestyle überstülpen, der Freiheit und Selbstbestimmung verspricht, der als erstrebenswert gilt und an vermeintlich edle Ziele geknüpft ist. Man sieht sich moralisch auf der richtigen Seite, da unter dem Vorwand der Ökologie technologische Lösungen angeboten werden um die Probleme der Welt zu lösen. Dabei wird konsequent ignoriert, dass all diese Probleme von der Ressourcenknappheit bis hin zu den zugemüllten Weltmeeren, hausgemacht sind. Ihre Ursachen sind in der zerstörerischen Kraft des Kapitalismus zu finden. Manche mögen naiv sein, und wirklich denken, dass sie mit ihren Innovationen die Welt verbessern können, doch vieles ist knallhartes Kalkül um mit der selben Scheiße in Grün, neue Bereiche der Verwertung zuzuführen. Währenddessen scheinen sich die AkteurInnen und ZuarbeiterInnen der New Economy in ihren unzähligen Start-ups und Co-working-Büros ihrer Rolle innerhalb der kapitalistischen Verwertung immer weniger bewusst zu sein. Ihr Office ist Wohnzimmer und Lebensmittelpunkt zugleich und ihre Familie ist die „Community“. Das man sich dafür bis zum Umfallen an vermeintlich tollen Ideen abarbeitet, immer mit dem Blick auf den Durchbruch und das große Geld, wird dabei völlig selbstlos in Kauf genommen.

Es ist keineswegs so, dass sich die Ausbeutungsverhälnisse dadurch aufgelöst hätten, vielmehr sind sie feinmaschiger und weniger offensichtlich geworden, während gleichzeitig die Seelen der Ausgebeuteten mit dem Gift des Spektakel betäubt werden. Parallel zu diesen Entwicklungen hat sich auch in den urbanen Zentren der Metropolen eine massive Umwandlung vollzogen. In Berlin, waren und sind, die in großen Teilen der Innenstadt ehemaligen Arbeiterbezirke diesen Veränderungen, und dem damit einhergehenden sozialen Angriff, am Stärksten ausgesetzt. Durch Mieterhöhung, Luxussanierung, Rausschmiss und Räumungen wurden bereits viele der ärmeren BewohnerInnen aus ihrem gewohnten Umfeld vertrieben und gewachsene soziale Strukturen zerrissen, um der kapitalistischen Verwertung platz zu machen. Orte, die vor nicht all zu langer Zeit noch einfache Wohngegenden waren oder wegen Dreck und Kriminalität als unattraktiv galten sind die Goldgruben der InvestorInnen von heute.

Boutiquen, Galerien, hippe Bars und Bioläden schießen wie Pilze aus dem Boden und bedienen die Bedürfnisse der neuen Mittelschicht. Gleichzeitig wird von Seiten der Politik um die Ansiedlung der Kreativ-Wirtschaft und New-Economy gebuhlt, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüberanderen Metropolen in der Erneuerung der Stadt zur „Smart City“ zu verschaffen. Eine Stadt die mit Hilfe der neuen Technologien intelligent und effizienter werden soll. Dabei wird die Infrastruktur mit Hilfe von Big Data und dem Internet der Dinge allumfassend vernetzt, um den öffentlichen Raum durchgängig analysieren, vermessen und steuern zu können. All diese Entwicklungen bringen einen sozialen Konflikt mit sich, um deren Verwaltung sich die Autoritäten bemühen um einen reibungslosen Ablauf zu Gunsten des Kapitals zu ermöglichen. Vielseitige Techniken des Herrschens werden hier angewandt um die Ausgeschlossenen in Schach zu halten und eine Rebellion gegen die Verhältnisse bereits im Keim zu ersticken. Um widerständiges Potential zu integrieren wird bei Aufwertungsprozessen zunehmend eine vermeintliche Partizipation der BürgerInnen suggeriert. Auch wenn dadurch für die Gutgläubigen kaum realpolitische Erfolge zu verzeichnen sind, gelingt es den PolitikerInnen damit immer wieder den Protest zu spalten und sich ein demokratisches Antlitz zu verleihen, um danach guten Gewissens den InvestorInnen die Hände zu reichen. Gleichzeitig werden in den Quartiermanagments der verschiedenen Kieze Eingreiftruppen von SozialarbeiterInnen und Ordnungsämtern installiert, welche an den Brennpunkten, wo die sozialen Konflikte am deutlichsten zu Tage treten, den Unmut der Betroffenen zu beschwichtigen. Unangepasste Jugendliche und andere „Problemgruppen“ sollen assimiliert und unter Kontrolle gehalten werden, oder zumindest aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Immer mit dem Ziel, die Doktrin des sozialen Friedens auch unter denjenigen zu schüren, die das System schon längst ausgespuckt hat. Dabei ist allen klar, dass die Veränderungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung in den kommenden Jahren noch unzählige weitere Überflüssige, produzieren wird.

Um die herrschende Ordnung dabei langfristig aufrecht zu erhalten, wird ein allumfassendes System der sozialen Kontrolle errichtet. So sind Überwachungskameras und private Sicherheitsdienste neben der Präsenz der Polizei zu einem festen Bestandteil der städtischen Sicherheitsarchitektur geworden. Gegenden an denen offene Konflikte oder staatliche Kontrollverluste drohen werden zum Gefahrengebiet erklärt und wenn nötig unter Dauerbesatzung durch die Polizei gestellt, die dort nach Lust und Laune kontrolliert, schikaniert, zuschlägt und verhaftet. Der Ausnahmezustand wird zur Norm und die Militarisierung des Alltags zur Gewohnheit. Auch hier werden die herkömmlichen Methoden der Kontrolle durch die digitale Umstrukturierung erweitert. Intelligente Kameras sollen, wie aktuell am Bahnhof Südkreuz erprobt wird, Gesichter erkennen und Verhaltensmuster die auf mögliche kriminelle Absichten hindeuten von den Algorithmen erkannt werden. Polizeibehörden werden mit Predictive-Policing-Software, die Verbrechen bereits bevor sie geschehen Vorhersagen soll, ausgerüstet. Durch die Vernetzung von Allem und Jedem mit Chips und Sensoren werden neue Möglichkeiten für Kontroll- und Überwachungsinstrumente geschaffen. Gleichzeitig wird durch das Dauersenden von Informationen bei der Benutzung der technischen Errungenschaften im Alltag bereits jetzt ein fast lückenloses Bewegungsprofil der Nutzer erstellt. Daten, die es den Repressionbehörden ermöglichen ein totalitäres Überwachungssystem, wie aus einer dystopisch anmutenden Zukunftsvision, zu errichten.

Kreuzberg, eine Ressource für die Tech-Industrie

Es ist davon auszugehen, dass die Standortauswahl von Google für ihren Campus kein Zufall war. In Kreuzberg finden die Technologiekonzerne mittlerweile genau das Milieu einer jungen, kreativenund tech-affinen Szene, von deren Innovationen sie sich viel versprechen. Gleichzeitig gibt es hier eine starke Präsenz von Alternativkultur und in vielen Köpfen existiert noch immer der Mythos Kreuzberg aufgrund seiner Geschichte. Dies sorgt für eine gewisse Authentizität, die dabei nicht unbedeutend ist. Es sind ähnliche Bedingungen wie die Branche bei der Entstehung des Silicon Valleys bereits vor vielen Jahrzehnten in San Francisco vorgefunden hatte oder sogar aus ihnen hervorgingen.

Es wird wohl niemand bestreiten, dass die wilden Zeiten Kreuzbergs längst vorüber sind. Zeiten, in denen Hausbesetzungen und Straßenschlachten nicht selten waren und die Bullen sich nur in Mannschaftsstärke in die dunklen Ecken des ehemaligen Postbezirks SO36 verirrt haben. Die Entwicklungen, die wir heute in dem Bezirk erleben, lassen sich aber nicht losgelöst von seiner Geschichte betrachten. Mit den HausbesetzerInnen kamen auch neue Lebensentwürfe, Subkultur und Alternativszene. Menschen, die mit viel Kreativität ihren Alltag bestritten, fernab von klassischer Maloche, Familie und Zukunftsplanung. Es war eine Revolte gegen das Existierende, nicht aber ohne Widersprüchlichkeiten. Schnell war klar, das die erkämpften Freiheiten, welche umfassende Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und des Hedonismus mit sich brachten, gleichzeitig auch eine Lähmung der Kampfeslust zur Folge hatte. Während sich Einige der permanenten Konfliktulität verschrieben, verstanden es viele Andere, sich ihre Nischen und Wohlfühlzonen zu schaffen. Alternativszene und Kollektivbetriebe suchten sich ihre Wege eines anderen Lebens innerhalb der herrschenden Spielregeln und sind nicht selten schon bald wieder von der gnadenlosen Realität des Kapitalismus eingeholt worden. Nichts desto Trotz hat es zu einer materiellen Verankerung im Kiez in Form von Kneipen, Hausprojekten, Werkstätten usw. geführt, die den Stadtteil nachhaltig verändert haben und zum Teil bis heute fortbestehen.

Nur wenige dieser Orte konnten ihre rebellische Haltung über die Jahrzehnte bewahren. Die Mehrzahl jedoch wurde zum Teil des Problems mit dem wir heute konfrontiert sind. So sind die bunten Fassaden von damals oft nur noch ein Schatten seiner selbst und in gewisser Weise der Bodensatz auf dem die Aufwertungsspirale nach dem Mauerfall gewachsen ist, die bis heute anhält und in den letzten Jahren nochmal massiv an Tempo zugelegt hat.

Was geblieben ist, ist ein Image eines Stadtteils als Ort der Offenheit und Toleranz, wo alles geht und jeder darf wie er will. Ein Ort für Aufbruch und Kreativität, Innovation und Selbstverwirklichung. Der beste Nährboden für die ganzen Selfmade-Hipster von Facebook, Youtube und Instagram, die sich in ihrer so viel beschworenen Individualität gleicher nicht sein könnten. Gleichzeitig sind es genau diese Schlagworte, welche ihre Wurzeln in der Gegenkultur haben, die wir bei den ideologischen Strategen der Start-Up-Szene und Tech-Konzerne heute wieder finden. So wird der Mythos Kreuzberg zu seinem eigenen Untergang, denn die InvestorInnen haben verstanden, das sich aus diesem Image Profit machen lässt. Einem Image, das auf all dem aufbaut, was die AufwerterInnen danach restlos zu zerstören bereit sind.

So sind es aktuell nicht mehr nur diejenigen, die ihren ökonomischen Interessen einen alternativen Stempel aufdrücken oder sich vielleicht sogar einer alternativen Lebenswelt zugehörige fühlen, die die Aufwertungprozesse vorantreiben, sondern zunehmend auch Großkonzerne. Hier im Speziellen, diejenigen der Tech-Industrie wie Zalando und Google oder ein Zusammenschluss vieler wie in der Start-up-Factory am Rande Kreuzbergs, welche Europas größte dieser Art ist. Am Beispiel von Google zeigt sich, dass dabei der direkte Profit der daraus zu ziehen ist, für die Finanzstarken derBranche nicht das ausschlaggebende Kriterium für den Standort ist. Vielmehr geht es hier genau darum, das Image Kreuzbergs zu vereinnahmen, als Ressource in Form von Hippness und Lifestyle. Eine Adresse als Visitenkarte eines Konzerns, um die kreativen Köpfe die sich in diesem Milieu zu Hause fühlen zu ködern. Und nicht zuletzt, sind es die analogen Daten eines Kiezes am Puls der Zeit, die in die digitale Welt eingespeist werden sollen, um diese an anderer Stelle zu verwerten.

Der Sand im Getriebe sein

Die genannten Faktoren und Gesellschaftlichen Prozesse gilt es zu berücksichtigen wenn wir mit einem Kampf gegen ein konkretes Projekt, wie im Falle von Google mehr wollen, als dem geplanten Campus einen Strich durch die Rechnung zu machen. Es zeigt die Verstrickung von Kapitalismus, Aufwertung, Repression und Herrschaft im digitalen Zeitalter und verdeutlicht, dass dieser Campus nur als ein Fragment des technologischen Angriffs verstanden werden kann. All diese Entwicklungen sind Teil einer Welt, der wir nicht angehören wollen. Einer Welt der Verwertung und des Profits, wo selbst die letzten Freuden die uns bleiben, zur Ware werden. Es ist die kapitalistische Logik, die diese Welt durchdringt, den sozialen Raum besitzt und alles Lebendige überlagert. Dementsprechend ist unser Drang nach Autonomie und Freiheit und die Ausarbeitung einer anderen Idee des Lebens unmittelbar gekoppelt an das Bewusstsein darüber, diese Welt der Waren zerstören zu müssen. Dabei kann es nicht nur darum gehen der Schlange den Kopf abzuhacken oder der „Datenkrake“ die Tentakeln zu kürzen, denn dies ändert an den Grundbedingungen erst mal nichts. Vielmehr müssen wir den Kapitalismus als Gefüge der Macht, basierend auf sozialen Beziehungen und der Zirkulation von Waren und Informationen verstehen. Um selbst dann, wenn der Gegner wie im Falle von Google, vermeintlich klar ist, auch auf das zu zielen, was den ganzen Laden am laufen hält. Das heißt nicht, dass der Google-Campus selbst oder die Verantwortlichen dafür keine geeigneten Adressaten unserer Wut wären, ganz im Gegenteil, halten wir das für einen notwendigen Wirkungsbereich, aber wir sollten nicht dabei stehen bleiben.

Mit dieser Erkenntnis, wollen wir den Kampf gegen den Google-Campus führen. Der Kiez, die Nachbarschaft, als Basis zum Zusammenkommen, für diejenigen, die sich diesen Entwicklungen nicht unterwerfen wollen. Als Ausgangspunkt für einen Kampf durch die Betroffenheit der Beteiligten, anhand der drohenden Verdrängung. Was angesichts der oben beschriebenen Entwicklungen und dem Wissen über die Abwesenheit eines gemeinsamen sozialen Raumes und dem Fehlen von geteilter Erfahrung, als sinnvoll erscheint. Es geht darum Orte zu schaffen um sich auf Augenhöhe zu treffen und gemeinsame Räume der direkten Kommunikation ohne die Vermittlung durch Politik und Medien zu eröffnen, jenseits von Herrschaft und politischen Identitäten. Was aber nicht bedeutet, dass die eigene Betroffenheit sich hier nur anhand der Wohnraumproblematik finden lässt und an diesen Ort gebunden sein muss. Deshalb sehen wir eine Aufgabe auch darin ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Gentrifizierung, auch wenn wir hier möglicherweise darüber in Verbindung kommen, nur ein Teil des Problems darstellt. Der technologische Angriff aber betrifft uns alle, und zwar ganz konkret. Und genau darin sehen wir das Potenzial dieses Kampfes.

Das was hier gegen Google am Entstehen ist, können wir nutzen, um uns mit anderen, die sich gegen die digitalisierte Welt zu wehren beginnen, auszutauschen und Affinitäten zu finden. Wir schlagen vor, den Kampf auf andere Akteure und Bereiche auszudehnen, dabei die Logistik und Infrastruktur mitzudenken und die Waren- und Datenströme als Teil der Auseinandersetzung zubegreifen. Ein Kurzschluss oder der Blackout als Möglichkeit sich in der Enge des Bestehenden Luft zum Atmen zu verschaffen. Ein praktisches Beispiel dazu lieferte der Versuch einer Blockade des Amazon-Verteilzentrums in Berlin zum Black-Friday letzten Jahres. Mit dem Ziel, die Auslieferung der Pakete zu unterbrechen gab es eine Blockade vor Ort, aber auch handfeste Unterstützung von einigen die mit direkten Aktionen am Vorabend mehrere Amazon-Fahrzeuge fahruntauglich gemacht hatten. Gleichzeitig wurde an verschiedenen Standorten von Amazon gestreikt. Auch wenn die Resonanz relativ gering war und es an Kreativität und Eigeninitiative, die den vorgegebenen Rahmen verlassen, weitestgehend gefehlt hat, lässt sich diese Idee bestimmt weiter denken. Ebenso in dem Bereich der On-Demand-Ökonomie kommt es zunehmend zu Arbeitskämpfen der „SklavInnen“, wie die Streiks der KurierfahrerInnen von Deliveroo und Foodora zeigen. Aber auch die zum Teil militanten Kämpfe von TaxifahrerInnen gegen Uber, die sich rund um den Globus erstreckten, oder die Besetzung von Ferienwohnungen in Berlin, die über AirBnB vermittelt wurden, haben ihre Wurzeln in der Welt der Start-Ups und den neuen Technologien. Wir wissen und lesen von vielen anderen Städten in Deutschland und darüber hinaus, die sich in einem ähnlichen Konfliktfeld bewegen. Mit Freude verfolgen wir, sowohl hier wie weltweit, die Angriffe auf Funkmasten und Stromaggregate, auf Kabelschächte und Firmenzentralen die den kapitalistischen Betrieb am laufen halten. Google und Facebook in San Francisco mussten kürzlich ihre Shuttlebusse, welche die MitarbeiterInnen ins Silicon Valley fahren umleiten, weil es immer wieder zu Attacken auf diese kommt. All diese Beispiele zeigen, dass es an vielen Orten ein Bedürfnis gibt sich dem technologischen Wahnsinn in den Weg zu stellen. Aber auch, dass es neben Demonstrationen und Kundgebungen, Flyer verteilen und Plakate kleben noch eine Fülle an anderen Handlungsoptionen gibt um direkt und unvermittelt einzugreifen.

Der geplante Google-Campus in Kreuzberg kann dabei, für die unterschiedlichen Initiativen in Berlin als Kristallisationspunkt dienen, weil an diesem Beispiel alle Facetten der digitalen Welt, und die Verschmelzung mit den anderen Bereichen des Lebens so deutlich zum Ausdruck kommem. Wenn wir uns aber darauf beschränken, laufen wir Gefahr, dass dieser Kampf durch die Intervention von der Politik oder Google selbst zu einem Ende kommt, oder nach der Eröffnung des Campus sich der Widerstand nach einer Weile verläuft. Deswegen wollen wir keine klassische Kampagne, die sich an dem einen Objekt fest klammert, genauso finden wir Parolen, die Google auffordert nach Adlershof zu gehen, verkürzt und wenig zielführend. Vielmehr wollen wir mit diesem Kampf ein Bewusstsein über die Herrschaftsstrukturen in ihrer Gesamtheit vertiefen. Wir wollen Ideen und Wissen teilen und mit Möglichkeiten und Methoden eines selbstbestimmten Kampfes experimentieren. Wir wollen diesen Konflikt zuspitzen, mit allen Mitteln die uns zu Verfügung stehen und anhand dessen eine weitergehende Perspektive entwickeln. Wir wollen die Herrschaft der Technologie über unser Leben zurückweisen und dabei eine Revolte gegen das Bestehende und die Erschaffung der neuen, digitalen Welt, entfesseln. Lasst uns zusammenkommen und mit Kreativität und Intelligenz, direkten Aktionen, Wut und Leidenschaft diese Welt bekämpfen, immer mit dem Blick auf etwas besseres als das Jetzige.

Start-up Revolt

[1] Einladung zum Anti-Google-Cafe; https://kalabalik.blackblogs.org/anti-google-cafe/ weiterführend „Wie gegen den Google-Campus kämpfen?“ Shitstorm #2 Jan, 2018

 

Solidarität! Demo am 12.05.2018 in Berlin publiziert auf de.indymedia am 13.04.

Solidarität!

Am 12. Mai 2018 rufen wir zu einer unangemeldeten Demo für eine revolutionär solidarische Welt, die keine Knäste und Institutionen benötigt, auf. Wir demonstrieren für die Freiheit aller und wollen unsere Solidarität mit Gefangenen, insbesondere mit unseren Gefährt*innen Lisa und Thomas, ausdrücken.

Lisa wurde am 7. Juni 2017 zu 7 ½ Jahren Haft verurteilt. Ihr wurde vorgeworfen 2014 eine Filiale der Pax Bank in Aachen überfallen zu haben.

Thomas wurde 1996 bei einem Banküberfall festgenommen und zu 16 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Obwohl er schon hätte entlassen werden sollen, hat die Justiz ihn im Juli 2013 in Sicherungsverwahrung verlegt. Wann und ob er aus dem Knast rauskommen wird, ist daher ungewiss. Momentan sitzt Thomas in der JVA Freiburg.

Kontrolle, Repression, Bullen, Justizbehörden, Strafen und Knäste sind die logischen Folgen, wenn Menschen sich gegen ein System wehren, welches auf Macht und Eigentum basiert. Repression ist das Druckmittel der Machthabenden und Eigentümer*innen.Sie ist eine der Säulen dieser Gesellschaft und des Staates, in dem wir leben. Genau diesem Funktionieren desSystems setzen wir unsere Solidarität entgegen.

Repression macht Angst, keine Frage. Aber wenn wir uns entsolidarisieren, bestärken wir die Repression mit ihren Folgen. Die Angst gilt es nicht zu unterdrücken, sondern einen gemeinsamen Umgang zu finden.

Wovor genau haben wir Angst? Vor der Isolation, der Vereinzelung, der Ächtung? Genau dagegen kämpfen wir und das ist auch der Grund, aus dem der Staat uns angreift. Wichtig für einen revolutionären Kampf ist der Angriff auf Institutionen der Macht. Genauso wichtig ist die Kritik an der Art und Weise wie Beziehungen in unserer Gesellschaft gelebt und von uns selbst erschaffen werden. Schließlich ist die Aktion, die Repression nach sich ziehen kann, genauso wichtig, wie der solidarische Umgang miteinander, wenn die Repression einschlägt. Beides ist ein Angriff aufStaat und Herrschaft!

Jenseits von Konkurrenz, Hierarchie und Autorität, was uns vonKindheit an durch diverse Institutionen anerzogen wird, müssen wir neue Wege erkunden, wie wir miteinander umgehen wollen.

Wenn wir uns durch die Repression spalten lassen, hat sie ihre Funktion erfüllt.

Wenn wir mit den Menschen solidarisch sind,diesich der herrschenden Ordnung widersetzen, kann uns die Repression nicht mehr so viel anhaben, denn ihr vordergründiges Ziel der Vereinzelung wird außer Kraft gesetzt.

Wenn wir uns damit auseinandersetzen, dass Knast und Repression Scheiße sind, müssen wir bedenken, dass die Perspektive draussen auch nicht frei ist. Ein Leben in dieser Gesellschaftist kein Leben in Freiheit, sondern ein Leben, welches auf Ausbeutung und Unterdrückung basiert.

Wenn wir verstehen, dass wir nicht viel zu verlieren, aber viel zu gewinnen haben, dann kommt ein Moment zu Tage, an dem wir uns nichteinschüchtern lassen.

Die Demo ist eine von vielen Möglichkeiten unsere Solidarität zu zeigen.

Sie ist unangemeldet, weil wir nicht fragen wollen, wann und wie wir unsere Solidarität demonstrieren können. Wir werden nicht mit dem Staat, den wir ablehnen und zerstören wollen, verhandeln. Vor allem nicht, wenn wir unsere Solidarität mit denen zeigen, die eben dieser Staat hinter Gittern und hohen Mauern von uns isoliert.

Wir wissen, dass so nicht alle teilnehmen können, arbeiten so jedoch auf den Tag hin, an dem es allen möglich sein wird auch zu nicht angemeldeten Demonstrationen auf der Straße zusammenzukommen. Wir wollen unkontrollierbar sein und nutzen den Rahmen der Chaos- und Diskussionstage, um uns gemeinsam die Straße zu nehmen und ein Zeichen an die Rebell*innen jenseits der Mauern zu senden.

Denn: „Revolutionäre Solidarität ist der Schlüssel zur Zerstörung aller Mauern. Es ist der gleichzeitige Ausdruck von Liebe und Wut, sowie des eigenen Aufstands, im Kampf gegen das Kapital und den Staat.“ (Daniela Carmignani)

12. Mai 2018 – 18 Uhr – Herrfurthplatz BLN Neuköln

 

Über die Bedeutung der Begriffe „Chaos“ und „Chaostage“ publiziert auf de.indymedia am 12.04.

Einen Monat vor den in Berlin angekündigten Diskussions- und Chaostagen werden die ersten Diskussionen bereits geführt. Meistens im eher kleinen Kreis aber auch bei einer Vollversammlung im Mehringhof wurden verschiedene Assoziationen mit den Begriffen „Chaos“ und „Chaostage“ deutlich. Nicht wenige Menschen finden die Verbindung von Diskussion und Chaos im Aufruf zu der Veranstaltungsreihe im Mai problematisch.
Grund genug für einen Versuch den Begriff genauer zu definieren.
Das Chaos (von altgriechisch χάος cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung (Wirrwarr) und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-)Ordnung oder das Universum. Etymologisch hängt das Wort mit dem griechischen Verb χαίνω chainō („klaffen, gähnen“) zusammen, bedeutet also ursprünglich etwa „klaffender Raum“, „gähnende Leere“, „Kluft“. Das Wort χαίνω wird ebenso wie deutsch gähnen auf eine vermutete Wortwurzel der Indogermanischen Ursprache *ghen- zurückgeführt.
Chaos heißt auch eine tiefe Bergschlucht auf der Peloponnes, vergleichbar der Ur-Schlucht Ginnungagap („gähnende Kluft“) der nordischen Mythologie. In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: „Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde …“ (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem kosmogonischen Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Gaia (die Göttin der Erde), Nyx (die Göttin der Finsternis, der Nacht), Erebos (der Gott der Finsternis in der Unterwelt), Tartaros (die Unterwelt, Ort und Person zugleich) und Eros (der Gott der Liebe). Alle fünf Götter sind zeitgleich aus dem Chaos entstanden. So zumindest die wissenschaftliche Definition.

Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet Chaos in der Alltagssprache die Unordnung, das Gewirr, das Durcheinander (etwa eines unaufgeräumten Zimmers). Seit Anfang der 1980er Jahre wurde die Bezeichnung Chaot in der Regel abwertend und polemisch als Kampfbegriff von Politiker*innen und ihnen ergebenen Medien verwendet. Die Notwendigkeit dafür ergab sich aus dem Unwillen der Herrschenden, ihre Feinde – also uns – mit deren selbstgewählten Namen zu benennen. Man ging davon aus, dass es auf weniger Sympathie in der Öffentlichkeit stoßen würde, wenn nicht Autonome, Hausbesetzer, Anarchisten oder Punx etwas gemacht hatten, sondern eben Chaoten.

In der Sprache der Eliten, die sie versuchten auch ihren Untertanen einzutrichtern, betrieben Chaoten lediglich eine Sache, nämlich das Chaos und dieses eben nur mit Gewalt. Wahlweise im Auftrag Moskaus, der RAF, oder im Zustand von Drogen- und Alkoholexzessen, entweder als bezahlte Agenten oder als hirnlose Kreaturen. Diese Darstellung gefiel der rebellischen Jugend der 80er Jahre ausserordentlich. Beim Nachrichten schauen im TV oder der Lektüre der Zeitungen wurde sich halb totgelacht, vor allem weil die beabsichtigte Wirkung dieser orwellschen Wortverdrehung für die Herrschenden nach hinten losging.
Für Jugendliche war es eben cooler, Chaot als Bulle zu sein und wer sich auf der intellektuellen Ebene mit dem Thema beschäftigte, wusste, dass weder die so bezeichnete Personengruppe noch das Wort Chaos für Gewalt stehen.

Ganz offiziell wurde 1982 mit Aufrufen zu Chaostagen, u.a. in Wuppertal und Hannover, von einigen Punx dieser Begriff der Sprache der rechten Spießer und Aufstandsbekämpfer entwendet und propagandistisch aufgeladen. Nun reichte die Ankündigung von Chaostagen aus, damit sich Innenstädte verbarrikadierten und nach Polizeischutz verlangten. Der Auslöser für diesen Diebstahl war der Versuch von Stadtverwaltungen, bestimmten Jugendgruppen, meistens den Punx, bestimmte Plätze als Aufenthaltsort zu verbieten.
Alle Stadtverwaltungen scheiterten damit und verloren auch noch die Diskurshoheit so weit, dass sie nach den Chaostagen 1995 in Hannover anfingen, ihre eigenen Versagen mit dem feindlichen Wort zu bezeichnen: Chaostage bei der SPD wegen einer verlorenen Abstimmung, Chaostage bei Bayern München wegen einem verlorenen Fußballspiel, plötzlich wurde jeder Skandal als Chaostage bezeichnet.

Diskussions- und Chaostage:

Manche Stimmen behaupten nun, dass der Zusatz „Chaos“ einige Menschen und Gruppen davon abhalten würde, sich an den Diskussionstagen zu beteiligen. Sei es aus Angst oder weil an der Ernsthaftigkeit einer inhaltlichen Perspektive gezweifelt würde. Diese Stimmen reduzieren den Aufruf auf Krawall, der den Rest in den Schatten stellen soll. Mit dieser Argumentation wird nicht nur die o.g. wissenschaftliche Definition des Wortes ad absurdum geführt, sondern auch die Entwicklung des Chaos als Kampfbegriff nicht verstanden, sogar der Definition der Gegenseite auf den Leim gegangen.

Was ist an einem Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung auszusetzen? Ist das Chaos nicht vielmehr Voraussetzung zur Überwindung der bestehenden Verhältnisse. Und ist nicht die Ordnung, die diese Verhältnisse garantiert, in der Gewalt ausübenden Position? Chaos kann durch eine Meute Steine werfender Punx entstehen, aber auch durch viele andere Interventionen. Wer sich das nicht vorstellen kann, leidet an einer Phantasielosigkeit, die wir häufig im gegenwärtigem Politikbetrieb der linksradikalen Szene wahrnehmen.
Im Übrigen waren auch schon in Zeiten der „echten“ Chaostage in Hannover die Beziehungen zwischen Punx und Autonomen teilweise angespannt. Denn auch damals fiel es Leuten schwer, sich den Untergang der herrschenden Ordnung vorzustellen. Dieser kann nur unter einer derartigen Gewalttätigkeit von statten gehen, dass unsere Vorstellung von Chaos danach nicht mehr ins Gewicht fällt.

Das Video

Seit einigen Wochen wird ein Video auf internationalen Seiten verbreitet, dass nicht aus dem Vorbereitungskreis kommt, von dem dieser sich aber auch nicht distanziert.

Getreu dem DIY Konzept habeDas Chaos (von altgriechisch χάος cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung (Wirrwarr) und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-)Ordnung oder das Universum. Etymologisch hängt das Wort mit dem griechischen Verb χαίνω chainō („klaffen, gähnen“) zusammen, bedeutet also ursprünglich etwa „klaffender Raum“, „gähnende Leere“, „Kluft“. Das Wort χαίνω wird ebenso wie deutsch gähnen auf eine vermutete Wortwurzel der Indogermanischen Ursprache *ghen- zurückgeführt.
Chaos heißt auch eine tiefe Bergschlucht auf der Peloponnes, vergleichbar der Ur-Schlucht Ginnungagap („gähnende Kluft“) der nordischen Mythologie. In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: „Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde …“ (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem kosmogonischen Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Gaia (die Göttin der Erde), Nyx (die Göttin der Finsternis, der Nacht), Erebos (der Gott der Finsternis in der Unterwelt), Tartaros (die Unterwelt, Ort und Person zugleich) und Eros (der Gott der Liebe). Alle fünf Götter sind zeitgleich aus dem Chaos entstanden. So zumindest die wissenschaftliche Definition.

Seit dem 17. Jahrhundert bezeichnet Chaos in der Alltagssprache die Unordnung, das Gewirr, das Durcheinander (etwa eines unaufgeräumten Zimmers). Seit Anfang der 1980er Jahre wurde die Bezeichnung Chaot in der Regel abwertend und polemisch als Kampfbegriff von Politiker*innen und ihnen ergebenen Medien verwendet. Die Notwendigkeit dafür ergab sich aus dem Unwillen der Herrschenden, ihre Feinde – also uns – mit deren selbstgewählten Namen zu benennen. Man ging davon aus, dass es auf weniger Sympathie in der Öffentlichkeit stoßen würde, wenn nicht Autonome, Hausbesetzer, Anarchisten oder Punx etwas gemacht hatten, sondern eben Chaoten.

In der Sprache der Eliten, die sie versuchten auch ihren Untertanen einzutrichtern, betrieben Chaoten lediglich eine Sache, nämlich das Chaos und dieses eben nur mit Gewalt. Wahlweise im Auftrag Moskaus, der RAF, oder im Zustand von Drogen- und Alkoholexzessen, entweder als bezahlte Agenten oder als hirnlose Kreaturen. Diese Darstellung gefiel der rebellischen Jugend der 80er Jahre ausserordentlich. Beim Nachrichten schauen im TV oder der Lektüre der Zeitungen wurde sich halb totgelacht, vor allem weil die beabsichtigte Wirkung dieser orwellschen Wortverdrehung für die Herrschenden nach hinten losging.
Für Jugendliche war es eben cooler, Chaot als Bulle zu sein und wer sich auf der intellektuellen Ebene mit dem Thema beschäftigte, wusste, dass weder die so bezeichnete Personengruppe noch das Wort Chaos für Gewalt stehen.

Ganz offiziell wurde 1982 mit Aufrufen zu Chaostagen, u.a. in Wuppertal und Hannover, von einigen Punx dieser Begriff der Sprache der rechten Spießer und Aufstandsbekämpfer entwendet und propagandistisch aufgeladen. Nun reichte die Ankündigung von Chaostagen aus, damit sich Innenstädte verbarrikadierten und nach Polizeischutz verlangten. Der Auslöser für diesen Diebstahl war der Versuch von Stadtverwaltungen, bestimmten Jugendgruppen, meistens den Punx, bestimmte Plätze als Aufenthaltsort zu verbieten.
Alle Stadtverwaltungen scheiterten damit und verloren auch noch die Diskurshoheit so weit, dass sie nach den Chaostagen 1995 in Hannover anfingen, ihre eigenen Versagen mit dem feindlichen Wort zu bezeichnen: Chaostage bei der SPD wegen einer verlorenen Abstimmung, Chaostage bei Bayern München wegen einem verlorenen Fußballspiel, plötzlich wurde jeder Skandal als Chaostage bezeichnet.

Diskussions- und Chaostage:

Manche Stimmen behaupten nun, dass der Zusatz „Chaos“ einige Menschen und Gruppen davon abhalten würde, sich an den Diskussionstagen zu beteiligen. Sei es aus Angst oder weil an der Ernsthaftigkeit einer inhaltlichen Perspektive gezweifelt würde. Diese Stimmen reduzieren den Aufruf auf Krawall, der den Rest in den Schatten stellen soll. Mit dieser Argumentation wird nicht nur die o.g. wissenschaftliche Definition des Wortes ad absurdum geführt, sondern auch die Entwicklung des Chaos als Kampfbegriff nicht verstanden, sogar der Definition der Gegenseite auf den Leim gegangen.

Was ist an einem Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung auszusetzen? Ist das Chaos nicht vielmehr Voraussetzung zur Überwindung der bestehenden Verhältnisse. Und ist nicht die Ordnung, die diese Verhältnisse garantiert, in der Gewalt ausübenden Position? Chaos kann durch eine Meute Steine werfender Punx entstehen, aber auch durch viele andere Interventionen. Wer sich das nicht vorstellen kann, leidet an einer Phantasielosigkeit, die wir häufig im gegenwärtigem Politikbetrieb der linksradikalen Szene wahrnehmen.
Im Übrigen waren auch schon in Zeiten der „echten“ Chaostage in Hannover die Beziehungen zwischen Punx und Autonomen teilweise angespannt. Denn auch damals fiel es Leuten schwer, sich den Untergang der herrschenden Ordnung vorzustellen. Dieser kann nur unter einer derartigen Gewalttätigkeit von statten gehen, dass unsere Vorstellung von Chaos danach nicht mehr ins Gewicht fällt.

Das Video

Seit einigen Wochen wird ein Video auf internationalen Seiten verbreitet, dass nicht aus dem Vorbereitungskreis kommt, von dem dieser sich aber auch nicht distanziert.

Getreu dem DIY Konzept haben hier Einige ihre Interpretation der Mobilisierung erzeugt. Ähnlich wie das Wort „Chaos“ im Aufruf wird das Video in Diskussionen mit ähnlichen Argumenten kritisiert. In dem Video ist tatsächlich jedoch kein Chaos zu sehen sondern eher Selbstverteidigung eines bestimmten Stadtteils gegen Bereitschaftspolizei. Diskussionen, aus denen inhaltliche Entwicklungen entstehen können, vielleicht auch etwas ganz neues, sind Voraussetzungen zunächst für eine Selbstverteidigung des eigenen Raumes, als auch für einen späteren Übergang zum Angriff auf den vermeintlichen gesellschaftlichen Konsens, dass alles beim Status Quo bleiben soll.

In welcher Gewichtung an welchen Orten daran gearbeitet werden soll, vor dieser Frage drückt sich die Szene rum. Den Macher*innen des Videos als auch dem Vorbereitungskreis wird von manchen unterstellt, es würde nur um Randale im Nordkiez gehen. Wir denken, dass das Gegenteil der Fall ist. So verstehen wir die Diskussions- und Chaostage als den Versuch, einer thematischen und örtlichen Einkreisung zu entgehen und begrüßen den Aufruf zu den Tagen. Gegen jede konzentrierte Repression hilft nur ein Loskommen von der Kampagnenpolitik, ein Ende der falschen Gleichsetzung von Militanz mit Gewalt, ein Aufgehen im städtischen Raum mit allen, die sich diese Stadt in den letzten Jahren zum Feind gemacht hat (dazu finden wir den Namen des Blogs passend https://gegenstadt.blackblogs.org/ ) und das, was wir vorzuschlagen haben.n hier Einige ihre Interpretation der Mobilisierung erzeugt. Ähnlich wie das Wort „Chaos“ im Aufruf wird das Video in Diskussionen mit ähnlichen Argumenten kritisiert. In dem Video ist tatsächlich jedoch kein Chaos zu sehen sondern eher Selbstverteidigung eines bestimmten Stadtteils gegen Bereitschaftspolizei. Diskussionen, aus denen inhaltliche Entwicklungen entstehen können, vielleicht auch etwas ganz neues, sind Voraussetzungen zunächst für eine Selbstverteidigung des eigenen Raumes, als auch für einen späteren Übergang zum Angriff auf den vermeintlichen gesellschaftlichen Konsens, dass alles beim Status Quo bleiben soll.

In welcher Gewichtung an welchen Orten daran gearbeitet werden soll, vor dieser Frage drückt sich die Szene rum. Den Macher*innen des Videos als auch dem Vorbereitungskreis wird von manchen unterstellt, es würde nur um Randale im Nordkiez gehen. Wir denken, dass das Gegenteil der Fall ist. So verstehen wir die Diskussions- und Chaostage als den Versuch, einer thematischen und örtlichen Einkreisung zu entgehen und begrüßen den Aufruf zu den Tagen. Gegen jede konzentrierte Repression hilft nur ein Loskommen von der Kampagnenpolitik, ein Ende der falschen Gleichsetzung von Militanz mit Gewalt, ein Aufgehen im städtischen Raum mit allen, die sich diese Stadt in den letzten Jahren zum Feind gemacht hat (dazu finden wir den Namen des Blogs passend https://gegenstadt.blackblogs.org/ ) und das, was wir vorzuschlagen haben.

 

Von den WBA-Actionweeks 2009 zu den Diskussions- und Chaostagen 2018 publiziert auf de.indymedia

Da im Mai in Berlin die Diskussions- und Chaostage stattfinden, ist es vorab sinnvoll, dass wir uns gemeinsam Gedanken über Konzepte machen, wie unsere Ideen erfolgreich sein können. Als Grundlage dafür hier eine Rückschau auf ein Ereigniss der jüngeren Geschichte autonomer und anarchistischer Kämpfe: die WBA-Aktionswochen 2009.

Ein Jahr vorher, im Mai 2008 hatte es Aktionstage gegeben, die mit Workshops und direkten Aktionen in eine Phase des Aufschwungs passten. Ein Aufschwung der Militanz und Anarchie innerhalb der Berliner Szene und im breiten Widerstand gegen die Gentrifizierung. Nächtliche Anschläge und Demos nahmen zu und die ganze Sache kam mit den massenhaften Autobrandstiftungen bundesweit in Fahrt. Eine Aktionsform der organisierten Linken hatte sich verselbstständigt und brachte die Gentrifizierung ins Rampenlicht. Am Ende des Jahres entdeckte man in der Dezemberrevolte in Griechenland die eigenen Möglichkeiten und auch hier machten Leute auf ihre eigene Weise mit. Der Nato-Gipfel im April 2009 war für die Szene dann ebenso prägend wie der 1. Mai, der wieder offensiver war als die Jahre zuvor. Zur selben Zeit, als in Berlin wirklich jede Nacht direkte Aktionen stattfanden, lief die Mobilisierung für die Neuauflage der WBA-Aktionstage an.

Bereits im Februar 09 erschien der erste Aufruf (Link), der einen zweiwöchigen Ausnahmezustand zur Verteidigung von Freiräumen ausrief. Als krönender Abschluss der zwei Wochen wurde die Besetzung des unbenutzten Tempelhofer Flughafens angekündigt, die zur gleichen Zeit schon in Planung war.

Das Konzept sah so aus: die Aktionswochen sollten von den Teilnehmenden getragen und dezentral organisiert werden. Jede_r sollte nach dem Do-It-Yourself (DIY) Prinzip selbst Verantwortung dafür unternehmen, dass etwas los ist und das breit Mobilisiert wird. Die Initiatoren aus der Wir bleiben Alle! Kampagne (WBA), die sich monatlich zur Vollversammlung in der Köpi traf, boten sich an, die zentrale Koordinierung zu übernehmen. Insbesondere das erstellen eines Zeitplans, die Verwaltung der Website und die Ansprechbarkeit für Leute von Außerhalb und für die ohne Kontakt zur Szene. Das Konzept wurde widerspruchslos entwickelt und umgesetzt und schon bald war klar, dass viele mitmachen würden. Die Mobi lief an. Wie viel Verantwortung einige übernahmen, war an der Infotour zu sehen, die von Poznan bis Amsterdam und von München bis Oslo verschiedene Städte ansteuerte. Zusätzlich gepusht wurden die Actionweeks im Vorfeld durch die für den 18. Juni angekündigte Räumung der Brunnen183 und die sich anbahnende Zuspitzung des Rechtsstreits um die Liebig14 durch den Hauseigentümer Suitbert Beulker.

Am 6. Juni ging es los. Den Auftakt machte eine größere Demo in Potsdam unter dem Motto „Freiräume statt Preussenträume“. Zwischen Rigaer Straße und Liebigstraße wurde gleichzeitig eine Brachfläche besetzt, die ab diesem Tag unter dem Namen Bambiland noch des öfteren Schlagzeilen machen sollte. Der Eigentümer lies sofort die Bullen auf die Besetzung los, um seine baldige Rendite und die Zukunft der Brache als Luxusghetto zu sichern. Die Räumung lief problemlos, gab aber einen Vorgeschmack auf die Rolle der Ordnungsmacht in den zwei kommenden Wochen. Sie würden sich darauf beschränken müssen, von Einsatz zu Einsatz zu brettern ohne wirklich in die Initiative zu kommen. So zum Beispiel bei der Besetzung einer Wohnung im Vorderhaus der Rigaer94 am 9. Juli. Zwar konnte sich Suitbert Beulker und seine berüchtigten Bauarbeitertrupps schnell unter Polizeischutz Zutritt verschaffen. Aber nicht schnell genug um außer Exkrementen an den Wänden und sonstigen Sachbeschädigungen auch die Täter_innen dingfest zu machen. Die Wohnung war erstmal nicht mehr vermietbar.

Eine Mischung aus kreativen, anschlussfähigen, militanten und unberechenbaren Aktionen entfaltete ihre Wirkung. Nachts setzten viele Aktive wie zu erwarten auf dezentrale direkte Aktionen. Aus einem Auswertungstext: „Trotz der massiven Präsenz der Bullen in den Kiezen, wo üblicherweise direkte Aktionen stattfinden, hat es jede Nacht gekracht und gescheppert. Egal, ob in Tempelhof bei der DHL, im Prenzlauer Berg bei Luxuswohnquartieren und Lofts oder bei in der ganzen Stadt verteilten Naziläden.“

Die Arbeitsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit war rund um die Uhr gefordert, ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Mittels SMS-Ticker, Internet, Infotelefon und Piratenradio wurden Meldungen für alle zugängig gemacht und auch der Presse eine Steilvorlage geliefert, über den Widerstand gegen Gentrifizierung brandaktuell zu berichten. Wer dabei war, wird sich an das Gefühl der Motivation selbst aktiv zu werden und der Freude über die nächsten Nachrichten erinnern. Letzteres hat wohl den Info-Leuten einige Sorgen bereitet. Im Archiv findet sich folgende Meldung: „Macht endlich den Rechner aus und geht raus in die Stadt! Zeigt Berlin was ihr von Aufwertung, Kommerzialisierung, Privatisierung, Überwachung, Verdrängung und exklusiver Gestaltung unserer Stadt haltet! Holt euch die Stadt zurück!“ Ganz so schlimm wars aber doch nicht, denn es war wirklich was los.

Am 12. Juni wurde ein Haus in der Cuvrystraße 9 scheinbesetzt. Ein Haus am Michael-Kirch-Platz wurde auch am 12. besetzt und durch die Polizei zeitnah geräumt. Eine Kundgebung vor dem Haus wurde durch die Polizei brutal aufgelöst, TeilnehmerInnen zusammengetreten und mit Pfefferspray besprüht. Insgesamt gab es dort 17 Ingewahrsamnahmen. Überhaupt hatte auch der Prisoner-Support alle Hände voll zu tun. Man kann sagen, dass die Bullen eine krasse Präsenz in den Innenstadtbezirken aufgefahren haben. Überall lief man Gefahr, Ziften oder Wannen über den Weg zu laufen und eine Nacht in der Gesa zu verbringen, weil mal wieder ein Auto zu nah um die Ecke gebrannt hat. Weniger Glück hatte eine Person, die noch Monate später im Knast war, obwohl die Sachlage sehr dürftig war. Zeitweise war der Prisoner-Support so stark überlastet, dass er Ruhepausen einlegen musste.

Doch die Anstrengungen lohnten. Das Gefühl auf unserer Seite war stark und der Gegner, insbesondere die Bullen, waren demoralisiert. Die Brunnen183 vermeldete am 18. Juni: „2 Bullen und 2 Parteiabgeordnete der Bezirksverordnetenversammlung kamen vorbei und meinten, dass es heute und “die nächsten Tage” keine Räumung geben werde. Bleibt zu erwarten wie es weiter geht… vielleicht sind Bullen und Politiker angesichts der ereignisse in den letzten Tagen nun doch eher an einer “friedlichen” lösung interessiert? Mensch darf gespannt sein!
Dies bedeutet natürlich vorerst einmal eine Entwarnung und es wird heute wohl keine Räumung geben! BRUNNEN 183 BLEIBT!!!“

Und auch der Druck auf Beulker stieg, der am 8. Juni vor Gericht das Räumungsurteil gegen die Liebig 14 erreicht hatte. Das Büro seines Anwalts wurde von ca. 20 Aktivist_innen besucht. Später gab es noch eine Spontandemo für die Liebig 14, die jedoch recht schnell in einem Kessel Unter den Linden endete.

Auch sonst gab es viele anschlussfähige Aktionen, wie eine Fahrraddemo, diverse andere Spontis und Platz- sowie Wohnungsbesetzungen. Diese waren nicht krass militant, sorgten jedoch dafür, dass Leute zusammenkamen und gemeinsam die Straßen verunsicherten. Zahlreichen Workshops und das Kulturprogramm in den Hausprojekten und Squats sorgten für Ausgleich zum Stress und schufen ein internationales Setting.

Ein letzter Höhepunkt mit Mobifaktor war die angekündigte Besetzung des stillgelegten Flughafen Tempelhof. Das Ziel war absolut utopisch und eigentlich wussten alle, dass es nur darum ging, den Zaun zu stürmen. Dennoch gab es verbissene Anläufe von mehreren tausend Leuten gegen eine Armada an Bullen, die hart gegen alle Leute vorgingen. Angesichts allem was die zwei Wochen passiert war, war wohl niemand all zu sehr enttäuscht und bei den meisten blieb das Gefühl, dass man der Gentrifizierung und den Bullen etwas praktisch entgegnen kann. Das dezentrale Konzept war ab da zumindest in aller Munde und die Erfahrungen spielten anderthalb Jahre später bei der Räumung der Liebig14 eine große Rolle.

Diese kurze Zusammenfassung war subjektiv und alles andere als vollständig. Beim Blick ins Archiv bei de.indymedia.org und auf der immer noch existenten Website actiondays.blogsport.de kann man sich einen eigenen Eindruck verschaffen, was ein gemeinsames und niedrigschwellig planmäßiges Vorgehen bewirken kann. Der Kontext war 2009 sicherlich anders als er heute ist. Wir sollten uns aber nicht darauf ausruhen, die Geschichte als schöne Geschichte zu betrachten. Dezentrale Konzepte müssen trainiert werden, um sie taktisch gegen Angriffe auf unsere Strukturen nutzen zu können. Die Diskussions- und Chaostage fordern uns dazu heraus. Sie sollten aber auch dazu genutzt werden, sich zu vernetzten, mehr und neue Leute in widerständige Strukturen zu bringen und das theoretische Fundament der kommunistischen Lebensweise autonomer Organisierung und der anarchistischen Aktion zu verbreiten.

 

Zu den Diskussions- und Chaostagen in Berlin publiziert auf de.indymedia

Seit einigen Tagen wird zu Diskussions- und Chaostagen vom 10. bis 13. Mai in Berlin aufgerufen, https://gegenstadt.blackblogs.org/ .
Die Idee dahinter hat sicher ihre Berechtigung, wenn nicht sogar Notwendigkeit, in einer von verflachten Diskursen geprägten Szene. Wenig inhaltliches wurde in letzter Zeit so nachhaltig vermittelt, das bleibendes daraus entstanden wäre, siehe zum Beispiel die Selbermachen Konferenz, http://berlin.zwangsraeumungverhindern.org/2017/04/12/selber-machen-konf… .

Ob wir uns damit einen Gefallen getan haben, mit den Diskussionstagen in einem Atemzug Chaostage zu proklamieren, bleibt abzuwarten. Damit wurde die Latte ziemlich hoch gehängt, der Bullenapparat unnötig aufgeschreckt und es könnten Energien für das Chaos verbraucht werden, die bei den Diskussionen fehlen. Denn von einem Wettstreit der Ideen, Utopien oder Strategien sind wir in Berlin weit entfernt. Der staatstragende Teilbereich Antifa ödet vor sich hin, der Mieter*innen Kampf (momentan) befriedet und der Friedrichshainer Nordkiez im Belagerungszustand. Nicht das dem Chaos kein Erfolg gegönnt würde – ganz im Gegenteil! Jedoch hat die bisherige Bestandsaufnahme nach dem Chaos im Hamburger Schanzenviertel keinen organisatorischen oder inhaltlichen Fortschritt gezeigt. Frau und Herr Chaot sind scheinbar auf Tauchstation gegangen ob der angekündigten Repressionswelle der Staatsschutz Schergen.
Das soll aber keineswegs als Entmutigung aufgenommen werden, sondern als Aufforderung sich mit der eigenen Geschichte und dem Vorgehen unserer Gegner zu beschäftigen. Auch in der Hochphase der Hausbesetzungen gab es ähnliche Ambitionen wie jetzt im Mai, natürlich vor dem Hintergrund eines Bewegungshochs. Hier also etwas aus der radikal 97 Extra, 08.1981 zum TUWAT Kongreß, https://de.wikipedia.org/wiki/Tuwat-Kongress .

TUWAT

Jetzt ist es soweit, ein paar hundert oder 50.000 kommen nach Berlin, sie kommen zum Spektakel, zur Festwoche, zum Kongreß der Aufruhr. Mit welchen Erwartungen kommen sie in die Stadt „der Bewegung“, der „160 besetzten Häusern“?

Mit sicher unterschiedlichen, sie kommen als Unterstützer, als Bewegung die sich austauschen will, als Menschen, die die Berliner Szene angucken wollen, die den Mythos Berlin kennenlernen wollen. Und wir stehen da, unsicher. Kommen sie um zu konsumieren von Veranstaltungen, kommen sie um ein bisschen Widerstand geboten zu bekommen. Wir haben sie gerufen und wissen selbst kaum was damit anzufangen. Die Vorbereitungen sind mager, wir hoffen auf Eigendynamik. Die Hoffnung, daß die Leute TUWAT selbst gestalten. Wir haben einen Rahmen gesteckt, hoffentlich füllt ihn jemand aus.

Und doch wiederum auch Angst vor der Eigendynamik, selbst aus militanten Kreisen werden Bedenken laut. „Es kann nicht um eine Entscheidungsschlacht gehen. Nach vier Wochen sind die Leute wieder weg und wir stehen mit dem Resultat da“. Die Angst vor unüberlegten Aktionen die uns mehr schaden als nützen, die Angst vor massenweise unnütz abgefackelter Mülltonnen, die Angst vor andenkenjagenden Krawalltouristen, die ihre Stücke Berliner Pflaster aufreißen und ein Stück Q-Damm-Glas mit nach Hause nehmen wollen, die Angst vor einer erbosten Bevölkerung ohne die wir weder leben wollen noch können. (wollen schon, nur nicht können. d.sätzerin)

Wir kämpfen mit unserem eigenen Mythos, wir haben den Mund sehr voll genommen, was den Herrschenden den gehörigen Schreck verpasste und nun paart sich mit der Hoffnung die Angst vor den Geistern, die wir riefen.

Viele Menschen werden in unsern Häusern sein. Wir bekommen Angst um das letzte bisschen Ruhe. Und wir haben Angst unsern Mythos verkörpern zu müssen oder ihn endlich zu zerschlagen.

Der Mythos der kämpfenden Berliner Szene hat sicher manch positive Seite. Wir wissen noch zu genau wie uns Amsterdam, Zürich angetörnt haben, doch wir wissen auch wie schnell dann alles zerplatzt, nähert man sich dem ganzen mal in schlechteren Zeiten. Die Genoss/inn/en, die total frustriert aus dem verjunkten und alkoholisierten Züricher AJZ rauskamen und zusehen mußten wie eine kleine Gruppe Bewegungsüberbleibsel versuchen den Laden oder die Bewegung, oder beides zu retten. Wo ist die Power von „Züri brännt“?

TUWAT kann den Mythos Bäerlin noch steigern, für die, die kommen sicher nicht. Sie werden verwundert hören wie, wir uns die 17. Woche über Stromzahlen Streiten, werden sehen was für ein Beziehungsblues oft unter uns läuft. Wie wir versuchen was gemeinsam klar zu kriegen, uns gegenseitig blockieren und manchmal nach stundenlangem dummen Gelaber wenigstens ein Stärkegefühl auf der Straße erleben.

Wenn ich manchmal stundenlang Besetzerratdiskussionen mitbekomme, zu der sich ein paar wenige noch hinquälen und die dann zum x-ten male erfolglos verschoben werden oder zu einem Beschluß finden, an den sich schließlich doch keiner hält, dann denke ich manchmal der Mythos entsteht nur aus der Entfernung, dem damit verbundenen Mangel an Informationen und die Beschränkung auf Sensationen. In Spanien redet man enthusiastisch vom „Sturm aufs Rathaus“ und in Kenia steht in der Zeitung Kreuzberg wäre fest in unserer Hand und von da aus würden wir gelegentlich zum Q-Damm oder in die Reichenbezirke vordringen und alles platt machen. Der Wunsch, der Vater des Gedankens ?

Oder eine Traumseifenblase worin man seine Hoffnungen packt, die man braucht beim Erleben seiner eigenen Ohnmacht ?

Das wäre aber zu einfach, denn der Mythos lebt in uns selbst, die wir wissen wie es wirklich ist. Der eigene Mythos (der deshalb auch gerne so vermittelt wird) schafft auch Realität. Wenn wir selbst daran glauben die Bullen geschlagen zu haben, stehen wir ihnen das nächste mal anders gegenüber. Wenn wir nach der Straßenschlacht uns unsere Heldentaten erzählen werden sie zur Realität.
Oft sind die Geschichten anders als wir sie wirklich erlebten, oft wird unsere Angst kompensiert in der Erzählung: „als sie auf mich zu kamen und ich immer fix die Steine nach ihnen warf“, und umgemünzt in Selbstsicherheit „wartet nur auf das nächste mal!“
Das ist auch richtig, denn wir wollen uns nicht mehr als Opfer begreifen und interpretieren Geschehnisse somit anders.
Und die Presse hilft uns eifrig. Wenn wir von einer Aktion oder einer Demo nach Hause kommen, enttäuscht über unsere Fehler. Über Uneinigkeit, über unsinnige Aktionen, über immer viel zu viel Verletzte und „Eingefahrene“, dann brauchen wir nur am nächsten Tag die Zeitung zu lesen und unser Selbstbewußtsein ist wieder da und oft sind die Zeitungsnachrichten bald für uns wahrer als unsere Erlebnisse. So sparen wir uns Selbstkritik und die vielleicht daraus resultierende Verbesserung unserer Aktionen.

Damit sollen jetzt nicht unsere Erfolge heruntergespielt werden, nicht das Gefühl stark zu sein und die Ohnmacht überwunden zu haben vermiest werden, sondern nur die Hochstilisierung vermieden werden, die uns blendet die Erfolge richtig auszuwerten und in taktische Überlegungen einzubeziehen.
Nach Debus Tod haben wir den Q-Damm nicht platt gemacht weil wir unbezwingbar sind, sondern auch weil Kreise der Polizei einen Skandal wollten um die SPD und Hühner abzusägen und bei Bolle waren die Bullen nicht geschlagen, sondern hatten zu dem Zeitpunkt einfach nicht genügend Einheiten zur Hand.
Das schmälert nicht unsere Erfolge aber kann in unseren Überlegungen bei weiteren Aktionen viel nützen wenn wir nicht im Obelix-feeling uns jeder Auseinandersetzung stellen.
„Wenn die Guerilla dem Feind unterlegen ist zieht sie sich zurück und schlägt den Feind da wo sie kann“. Wußte schon olle Mao.

Unseren Mythos zerschlagen heißt uns und unsere Aktionen diskutierbarer zu machen, gerade eben auch für alle die jetzt kommen. Denn eine Hochstilisierung verhindert auch eine Ausbreitung. Nach der Lorenz-Entführung bemühte sich die Presse nicht nur zur üblichen Hetze, sondern auch die Tat als genial und nur von genialen Studenten durchführbar zu schildern, so konnte die Tat nicht zur Nachahmung anregen sondern nur das Gefühl, wir hätten so was nie gekonnt, hinterlassen.
Genau dieses Gefühl hatte ich oft in Diskussionen in Westdeutschland.
„ja in Berlin geht das ja, aber hier nicht“. Man denkt nicht mehr an andere Bedingungen, die einen anderen Kampf ermöglichen und auch fordern, sondern an die Unmöglichkeit zur Nachahmung.

Auch hindert solche Mythisierung die kritische Auseinandersetzung. Wie beispielsweise bei unserem Verhältnis zur europäischen Guerilla. Wir glorifizieren die IRA, ETA und brigate rosse genauso unkritisch wie die Italiener die RAF bewundern, deren gesammelte Werke dort in jeder einschlägigen Buchhandlung vorne stehen.
Eine Auseinandersetzung mit der Guerilla findet nicht oder nur über drei gesprühte Buchstaben statt und nicht darüber, ob die Form des Kampfes, die Inhalte und die Ziele die gleichen sind wie die unseren.

So darf TUWAT nicht zu einer Manifestierung des Berlin-Mythos beitragen, (was es wahrscheinlich sowieso nicht tut, denn wer uns kennenlemt, dem muß es schwer fallen uns zu mythisieren), sondern den Mythos durchbrechen und eine Auseinandersetzung über Formen, Inhalte und Gemeinsamkeiten unseres Widerstands, praktisch wie theoretisch, schaffen.
Denn auch TUWAT kann nicht darüber wegtäuschen, daß diese Diskussion auch unter uns keineswegs geführt und erledigt ist, sondern gerade auch ein Stück Flucht vor dieser Diskussion war.

TUWAT kann ein fairer (?) Erfahrungsaustausch werden, über das was in den Bewegungen schief läuft, woran sie kaputt gehen, über das was gut läuft und uns stärkt.

TUWAT kann uns helfen ein Informationsnetz aufzubauen mit dem wir längerfristig Auseinandersetzungen führen können, damit Widerstand nicht nur dann für uns real wird, wenn die Presse darüber schreibt. Und eben keine kurzfristigen Mythen entstehen läßt die nach kurzer Zeit in Resignation und Enttäuschung von zu hohen Erwartungen, verrauchen.

TUWAT kann uns helfen zu klären, was unsere Gemeinsamkeiten und was unsere Unterschiede sind. In Berlin sind wir eine starke Bewegung, weil viele verschiedene Menschen einen gemeinsamen Nenner, die Häuser, haben. Doch wir alle haben viel mehr gemeinsam. Die Bedrohung durch Knast, die Wut gegen lebenszerstörende Umwelt, den Haß auf den Imperialismus, den Willen dem Krieg den Krieg zu erklären.

Wir werden uns kennenlernen und in dem Maße wie wir uns kennenlernen wird die Betroffenheit an den Problemen der anderen, der Wunsch und die Einsicht in die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns zunehmen. Die Solidaritätsaktionen in vielen Städten und der schwarze Freitag nach der Räumung des Schwarzwaldhofes in Freiburg, dürfen keine Einzelfälle bleiben. Wir können uns massenweise Klein- und Großäktschns ausspinnen, die wir dann bei der nächsten Schweinerei machen. Gemeinsame Begehung von Straftaten „all over europe“.

Aktionen, die zeigen wie Menschen unregierbar werden, nämlich, daß sie sich einfach und konsequent über alle Gesetze und Bestimmungen hinwegsetzen, die zum Schutz der Schweine und der ungerechten Eigentumsverhältnisse da sind. Wir machen internationale Schwarzfahrtage, internationale Einkaufstage zu verbilligten Tarifen und wenns sein muß internationale Scherbennächte.

Kommentar „eine solidarische Randnotiz“

An die AutorInnen,

Was soll uns dieser Text von 1981 mitteilen ? Ein Diskussionsansatz ? Einfach etwas von 1981 gefunden und gedacht, Kongress ist Kongress ?Autonom ist Autonom? Hausbesetzer ist Hausbesetzer ? Und dann kam die leuchtende Idee sich als Teil des Mythos von der ehemaligen Berliner Geschichte zu sehen ? Berlin, mit der einzigen rebellischen Hochburg Friedrichshain ? Wenn ihr von verflachten Diskussionen schreibt und Disskusionslos einen Text aus der Radikal als Anhang einfügt, gehen wir davon aus, dass grundlegende Analysen fehlen, die mit dem Text einhergehenn ? Oder wie die RZ zum Ende ihrer Politik erklärte geht es darum “

Seit der Belagerung ist der Mythos, der entstand relativ schnell wieder verschwunden oder wurde etwas verpasst, was als Initialstoff getaugt hätte ? Die einzigen Eregnisse, abgesehen von guten Texten und die Bilder der Bullen, die mitbekommen werden, sind Relikte aus dem Kasten der wie ihr es nennt „staatstragenden Antifa“. Poserbilder mit Baseballschlägern, bunten Hassis und Hunden die solidarische Grußbotschaften in die Welt senden sollen. Die Freunde des Squats Libertatia freuten sich bestimmt darüber, dass eine Kampfansage „death to the state and facism“ durch die R94 ausgesprochen wurde. Aber wo bleibt die Glaubwürdigkeit, wenn ihr von einem Belagerungszustand schreibt, der in der Realität nicht vorhanden ist ? Die Bullen 20 Meter weiter am Bäcker ganz in Ruhe Bockwurst essen können. Ein ganzer rebellischer Kiez lässt sich lediglich durch eine vermehrte Bestreifung durch ein bis zwei Wannen in die Opferrolle drücken ? In der nachfolgenden Argumentation könnte man natürlich behaupten, dass es der Nordkiez jetzt eine extra Rolle hat, da jeder zu jeder Zeit kontrolliert werden kann. Gab es mal Situatonen wo du/ihr nicht einer Kontrolle ausgesetzt wart, die außerhalb von KBOs stattfanden ? Lasst uns raten, die Begründung am Ende erfolgte durch das ASOG.

Da Berlin ein kleines Nest ist und man sich über die Ecken kennt und die AutorInnen mutmaßlich aus dem Umfeld der Vorbereitung kommen, vermissten wir eure Anwesenheit bei dem Selbermachen-Kongross im Bethanien, ja aber auch bei der Veranstaltung der Staatstragenden Antifa beim „Antifa in der Krise“ Kongress. Oberflächliche Kritik und verflachte Diskussionsansätze finden wir eben nicht nur außerhalb von Friedrichshain.

so verbleiben wir zu aller erst mit solidarischen grüßen

und orientieren uns an der antifa:

rebellischer kiez in die offensive!

 

Intersquat Block auf den Chaos und Diskussions Tagen
publiziert auf squat.net

Ihr seid eingeladen zu einem Intersquat Block auf den Chaos und Diskussionstagen im Mai in Berlin. Wir wollen Raum bieten um uns im Rahmen der Chaos und Diskussionstage im Mai über Taktiken und Techniken auszutauschen, zu diskutieren und Infos weiterzugeben .

Wir haben nicht vor einen gleichwertigen Ersatz für die Instersquat Meetings der Vergangenheit zu schaffen, es sei denn ihr wolllt es dazu machen. Wir sehen in den Tagen eine gute Möglichkeit generelle Diskussionen über Sinnhaftigkeit und Zukunft urbaner Kämpfe mit Fragen zu verknüpfen, die über die Betrachtung von Besetzungen als bloßes Werkzeug zur Befriedigung von Wohnbedürfnissen hinausgehen. Wir hoffen auf eine Diskussion über die Relevanz von Besetzungen für andere freiheitliche Kämpfe, Häuser als politische Waffen, Fragen zur Arbeit in und mit Nachbarschaften und weiteres..

Räumungen, Repression, Überwachung, Knast, Maden die die Strukturen der Unterdrückung nutzen und unterstützen sind überall, lasst uns in gegenseitiger Unerstützung zusammenkommen und den Spielstein durch ihr Herz werfen statt sie damit weiter ziehen zu lassen.

Wenn du als Einzelperson oder Gruppe interessiert bist, einen Workshop, Diskussionsvorschläge, einen Infoevent oder irgendetwas anderes für den Intersquat Block oder den Rest der Tage im Kopf hast, schreib uns an rigaerstrasse [at] riseup [dot] net PGP-Key-ID 0x3971B260E4B15B69

Mehr informationen über das Wochenende sind auf https://gegenstadt.blackblogs.org/ zu finden

Es gibt eine Schlafplatzorga die unter sleepingchaos [at] riseup [dot] net mit PGP Schlüssel-ID 0xA9DE538A73306A20 zu erreichen ist.

Rigaerstrassen Plenum

Diese Nachricht kann gerne an dir bekannte Menschen, Gruppen oder Projekte weitergegeben werden! Wenn du uns kontaktierst hänge bitte deinen PGP Schlüssel an, wenn vorhanden.”

 

Mietenwahnsinn Demo und Aktionstage

 

Die wiederbelebte Maisteine Kampagne